Mindestens 547 Regensburger Domspatzen von systematischer Gewalt und sexuellem Missbrauch betroffen

Interview mit Udo Kaiser, der in den 50er und 60er Jahren bei den Regensburger Domspatzen war und bei der Aufarbeitung seit 2010 eine wichtige Rolle spielt.
Am 18. Juli 2017 veröffentlichte der Anwalt Ulrich Weber einen 440 Seiten umfassenden Abschlussbericht zu den  Missbrauchs- und Gewaltfällen bei den Regensburger Domspatzen. Demnach wurden 547 Jungen in den Jahren 1945-92 Opfer körperlicher und/oder sexueller Gewalt. Weber hat insgesamt 49 Beschuldigte aus den Bereichen Schule, Chor & Musikerziehung und Internat angeführt, die die Kinder misshandelt hatten.
Bei uns zu Gast im Studio war Udo Kaiser, der in den 50 und 60er Jahren bei den Regensburger Domspatzen war und bei der Aufarbeitung seit 2010 eine wichtige Rolle spielt. Mit ihm haben wir über die Untersuchung der Missbrauchs- und Gewaltfälle und seine eigenen Erlebnsisse bei den Regensburger Domspatzen gesprochen.[display_podcast]Besonders schlimm ging es in der Vorschule zu, die auch Udo Kaiser besucht hat. Ein Auszug aus dem Abschlussbericht (S.11) von Anwalt Weber zeigt das erschreckende Ausmaß der Gewalt mit der die Jungen der dritten und vierten Klasse konfrontiert waren:
„In der Vorschule der Domspatzen in Etterzhausen und Pielenhofen dominierte Gewalt, Angst und Hilflosigkeit. In allen drei Bereichen Schule, Chor & Musikerziehung und Internat war Gewalt ein alltägliches Mittel. Gründe waren Fehlverhalten oder Schlechtleistung der Schüler, aber auch Willkür durch die Erzieher. Aufgrund der Häufigkeit und Intensität ihrer Gewalt sowie ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit ragten der Direktor der Vorschule und sein Präfekt unter den zahlreichen Beschuldigten heraus. Neben der physischen Gewalt waren auch Formen von psychischer und sozialer Gewalt ständig präsent. Ein Großteil der Vorfälle sexueller Gewalt wurde ebenfalls durch den Vorschuldirektor verübt. (…) Ein für die Vorschule annähernd perfektioniertes System der Isolation und Kommunikationsverhinderung ermöglichte, dass von Gewaltvorfällen nur wenige Informationen nach außen drangen.“
Mehr Informationen über die  ehemaligen Schüler der Regensburger Domspatzen, die seit 2010 eine Aufarbeitung der Zustände an den Schulen und Internaten in Regensburg und Etterzhausen/Pielenhofen vorangetrieben haben finden sie unter www.intern-at.de.