Kommentar zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer

Gerade eben läuft es noch, das erste Spiel der Fußball Weltmeisterschaft der Männer: Russland gegen Saudi-Arabien. Über dieses Duell könnte man selbstverständlich ein außenpolitisches Thema ableiten, indem man auf die Beziehungen Russlands mit dem Iran eingeht, der wiederum ein Gegenspieler Saudi-Arabiens ist. Sicherheitspolitisch würde man dann von einem neuen Kalten-Kriegs-Duell sprechen, in dem Russland gegen Saudi-Arabien im Spiel der Autokraten gegen die westliche Allianz antritt. Allerdings ist Saudi-Arabien eine autokratisch agierende absolute Monarchie und der Vergleich zwischen Fußball-Mannschaften und ihrer Staatsführung hinkt wie ein Fußballer nachdem eine Blutgrätsche ihn umgesenst hat.
Tatsächlich ist die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer eine Vermarktungsmaschine, sowohl für die antretenden Länder und Spieler als auch für die Sponsoren. Eigentlich ist alles Repräsentanz, außer vielleicht die Schiedsrichter.
Die Fans lassen ihre Fahnen wehen und prägen das Bild der heimischen Bevölkerung das international ausgesandt wird. Egal ob die beeindruckende Wikinger-Choreographie der Island-Fans, die Fan-Ausschreitungen russischer Hooligans oder die Pfiffe der deutschen Fans für Gündogan und Özil. Alles wird in den Zwischenpausen der Fußballspiele von zahllosen Moderatoren kommentiert, in Bildern eingefangen und um den Globus geschickt. Dazu kommen noch die Besuche von hochrangigen Politikern in den Kabinen und auf den Rängen, die ihre Volksnähe darstellen wollen und die große Bühne des Sports dafür nutzen von allen gesehen zu werden und dennoch nicht im Mittelpunkt zu stehen. Sie wollen den nationalen Taumel, den der Wettstreit der Nationen immer wieder verursacht, einfangen und etwas von dem Nationalstolz für sich abfangen oder zumindest die verringerte Aufmerksamkeit für ungeliebte politische Entscheidungen ausnutzen.
Und was ist mit denjenigen, die das ganze möglich machen, den Spielern? Die fühlen sich selbstverständlich geehrt und dürfen vor wirklich großem Publikum zeigen was sie können. Nebenbei steigern sie noch ihren Marktwert und das nicht nur für zukünftige Verhandlungen mit den Fußballvereinen. Besonders lukrativ sind die Werbeeinnahmen, die jeder einzelne Spieler zusätzlich erwirtschaften kann. Welche Spieler sich besonders gut zur Vermarktung eignen, dass haben die Werbeexperten des Hamburger Instituts SPLENDID RESEARCH in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage ermittelt. Dabei kam jetzt für den deutschen Markt heraus, dass Mesut Özil mit 93%einer der bekanntesten Spieler ist. Allerdings, Zitat: „zählt etwa die Hälfte der Bevölkerung zu seinen Hatern.“ Damit dürfte er mittlerweile fast zum meistgehassten Menschen in Deutschland aufgestiegen sein.
Das ist natürlich schlecht für die Vermarktung und wird ihn Werbeeinnahmen in Deutschland kosten. Was das hingegen für seine Werbeeinnahmen auf dem türkischen Markt bedeutet ist nicht gesagt. Interessant bleibt, dass ein Handschlag mit dem türkischen Präsidenten ausreicht um so gehatet zu werden, um die Werbersprache zu bemühen. Abgesehen davon, dass die Kanzlerin und zahllose andere Politiker sich schon mit Erdogan haben ablichten lassen und ihm ebenfalls Geschenke überreichten, scheint das politische Signal auch wieder national-rassistisch aufgeladen zu sein.
Letztlich sind politische Gründe für den Hass wohl eher vorgeschoben. Ansonsten könnte man wohl kaum in russischen Stadien befreit pfeifen und feiern, wenn man bedenkt, dass sie unter anderem von nordkoreansichen Zwangsarbeitern erbaut wurden, die Kim Jong-Un an Putin verliehen hat. Aber um die Poetin Tayler Swift zu zitieren: Haters gonna hate… Und das wohl ganz besonders, wenn es Personen trifft, die sich diesem Deutschland nicht in dem Maße zugehörig fühlen, wie es die Masse der deutschen Fans von ihnen erwartet.
Der beliebteste Spieler der Deutschen Nationalmannschaft ist übrigens Thomas Müller, gefolgt von Joshua Kimmich. Ein Schelm, wer da denkt, dass sich Beliebtheit in Deutschland auch immer noch auf die Abstammung bezieht.
Zusammengenommen findet jetzt wieder ein großer Markt statt, bei dem alles seinen Wert zugeschrieben bekommt und beworben wird. Menschen auf dem Rasen sind auf dem Werbemarkt gefragt, die Nationen die sie vertreten buhlen um internationale Anerkennung, die Politiker wollen gesehen und mit positiven Erfahrungen verknüpft werden und das gleiche kann man wohl auch über die Werbebanden sagen. Für wirklich Menschliches bleibt da eigentlich kein Platz. Glück nur, dass sich nicht alle diesem Wahnsinn anschließen. So haben wir für sie weiter Fußballfreies Programm im Angebot und liefern gleich im Anschluss unsere Veranstaltungshinweise, auch die garantiert Fußball-Frei. Und für diesen kurzen Exkurs in die Welt des Fußballs möchte ich mich auch entschuldigen, bevor ich ausgepfiffen werde.