Bewegtes Lernen: der „Day of Hope“, Yoga für Geflüchtete

Foto: Day of Hope - Stiftung Otto Eckart
Foto: Day of Hope - Stiftung Otto Eckart

Wir besuchten den „Day of Hope“, einen Tag der Hoffnung für Natur, Umwelt und Klima, wie es im Untertitel des Veranstalters heißt. Verbunden durch die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 präsentierten Dutzende Organisationen der Zivilgesellschaft ihre Initiativen, Projekte und Produkte. Außerdem waren wir beim Projekt „Yoga für Geflüchtete“ zu Gast. Und Xaver Stich meldet sich mit seiner Kolumne wieder zu Wort.

Bewegtes Lernen. Sendung vom 31.05.2023. Länge: 46:03 min.

Zu folgenden Themen führten wir Interviews an den Ständen des „Day of Hope“:

  • Upcycling – Wertstoffe werden zu Schmuck, Gemälden und Gebrauchsgegenständen veredelt
  • Tonfeld – Geflüchtete Kinder und Jugendliche arbeiten mit Ton
  • Umwelt-Scouts bringen Umweltthemen auf lebendige Art in die Klassenzimmer
  • Im Projekt „Mobilspiel“ wird Nachhaltigkeit in Schulen und Hochschulen spielerisch erprobt
  • Das Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck fährt mit dem Klimabus zu Schulen
  • „Fit for Future“ und „Beweg dich schlau“ bildet Lehrer:innen in Spielpädagogik fort

In Gern wird in einem Haus der Arbeiterwohlfahrt Yoga für geflüchtete Menschen angeboten. Wir sprachen mit den Initiatoren und Yoga-Trainern Gisela und Bernd Traue.

Und zum Abschluss der Sendung „Bewegtes Lernen“ kalauert sich unser ständiger Kolumnist Xaver Stich durch das eigentlich sehr smarte Konzept „City Bound“, also Erlebnispädagogik in der Stadt.

Redaktion: Bernd Heckmair
Sprecherin: Ingrid Scheffler

Alle Sendungen „Bewegtes Lernen“ finden Sie hier.

Die Kolunme von Xaver Stich zum Thema City Bound.

Klingt erstmal mehr nach trendigem Marketing als nach einem Konzept, das die Erlebnispädagogik radikal aus der, nun ja, Natur, in urbane Schluchten zu versetzen versucht. City Bound war zwar alles andere als ein Hype, aber doch ein zartes Ideenpflänzchen, das im Städtischen hätte Humus finden können // Sorry, übel gescheiterter Poesieversuch /. In den 80er Jahren trugen niederländische und belgische Outdoor-Profis die Idee erst nach Ingolstadt und dann ins Kleinwalsertal. Aber warum bitte nach Ingolstadt und ausgerechnet ins Kleinwalsertal, wo die Berge rechts und links des Tals wie Scheuklappen das Gesichtsfeld verkleinern, wovon man sich auch mental nur schwer frei machen kann? Vielleicht weil es schon damals zu teuer war, in München zu tagen. Und Berlin zu weit weg war von Bergen und Meer, als dass sich diese noch im Wachsen befindliche Pädagogik in der Noch-nicht-Hauptstadt hätte etablieren können. Die Aktivisten aus Benelux brachten jedenfalls erste praktische Erfahrungen mit, wie bewegtes Lernen außerhalb von Natur- und Kulturlandschaft funktionieren kann. Erster Eindruck der Tagungsteilnehmenden: Endlich kein Geschleppe von alpiner oder maritimer Ausrüstung mehr. Dafür jede Menge sozialer Herausforderungen im „Dickicht der Städte“, wie das Bert Brecht vor ziemlich genau hundert Jahren so schön aufgeschrieben hatte. Ja, aber was bitte ist hier die Challenge?

Essen ohne Geld

Ein paar Beispiele: In der Fußgängerzone sollen mindestens 40 Personen, drei davon in blauer Uniform, eine mit Gesichts-Tattoo sowie zwei Haustiere, ersatzweise Federvieh aus der Umgebung auf ein Polaroidfoto gebannt werden. Alle mit Blick zur Kamera versteht sich. Oder: Man finde einen Passanten mit einer guten Geschichte, die man gegen ein gekochtes Ei eintauscht. Oder: In Kleingruppen, Tandems oder einzeln sind Lebensmittel für ein komplettes Mittagessen zu „organisieren“ – ohne Geld und dabei legal, eh klar. Die geneigte Leserin stelle sich vor, sie stünde vor einer Verkaufstheke mit dem Begehren, Wurstwaren, Brötchen und Senf ohne monetäre Gegenleistung zu bekommen. Vor sich die Fachverkäuferin mit offenem Mund, die aber gleich losbelfern wird, hinter sich eine Schlange von Rentnerinnen und Hausmännern, die sich kaum mehr einkriegen, ob dieses unverschämten Ansinnens. Eben. Wenn das keine challenge ist!?

In Rotterdam und in Brüssel erreichte man Jugendliche in prekären Situationen, die mal aus ihrem engen Umfeld, um nicht zu sagen Ghetto rauskommen sollten, indem sie – anderes Beispiel – einen Hoteldirektor in dessen Lounge zu einem Kaffee einladen. In New York, wo City Bound schon in den 1960er Jahren angekommen war, hatten sie sich solche Aufgaben ausgedacht. Aber trotz dieser und anderer Erfolgsstorys kam das eigentlich faszinierende Konzept hierzulande nie so richtig in Fahrt. Außer vielleicht, was liegt näher, in Berlin in den 1990er Jahren, wo ein rühriger Verein mit Schulklassen und Jugendlichen in sozialen Projekten urbane Aktivitäten entfaltete. Und das, auch medial verbreitet, in größerem Stil. Später versandete das dann leider wieder.

Auf einer Ebene mit „Junggesellenabschied“

Und heute? Was ist geworden aus diesem feinen Konzept? Eine wirklich belastbare Einschätzung ist schwierig, aber ein Anbieter gibt Hinweise darauf, was aus City Bound geworden zu sein scheint. Der Anbieter nennt sich „Outdoor Dahoam“ – für Nichtbayern: „Outdoor zu Hause“ und findet es originell, auf seiner Website die Buchstaben dieser eh schon recht schrägen Wortkombination aus genagelten Brettern zu bilden. Zwischen Kindergeburtstag, „Firmen-Events“, einer „Escape BrainBox“ und einem „Junggesellenabschied“ mit „Isarrafting“, illustriert mit Prosecco-gefüllten Plastikbechern, findet sich auch, ja richtig, City Bound. Offeriert wird ein Pauschalarrangement mit Trainer, Material und so weiter. Leider nicht enthalten ist ein Lunchpaket mit unter anderem „1 Obst“. Kann aber „hinzugebucht“ werden. Na dann, Prost Mahlzeit.

aus: „Was ist eigentlich aus City Bound geworden?“ IN: erleben & lernen. Internationale Zeitschrift für handlungsorientiertes Lernen. 1/2023. S. 33