Anläßlich der Äußerungen des Außenministers und FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle hat der Regisseur vom Theaterensemble des Hartz-IV-Orchesters, Etienne Gillig, ihn mit einem offenen Brief zur Premiere der Kriminalkomödie „Who killed Michel Jackson“ am Donnerstag um 20 Uhr ins Theater am Oberanger eingeladen. Hier der Wortlaut des Briefs:
Sehr geehrter Herr Minister!
Ihre Äußerungen über Menschen im Hartz IV Leistungsbezug haben in der Öffentlichkeit kontroverse Diskussionen ausgelöst.
Wir möchten Ihnen gerne einen kleinen Einblick aus dem Alltag von Menschen verschaffen, die mit viel Liebe und Beharrlichkeit ihr Leben in den Griff zu bekommen versuchen. Sie werden jedoch mit Problemen konfrontiert, die Ihre Modelle unseres Erachtens unberücksichtigt lassen. Alle Erfahrungen mit unserem Theater-Ensemble, in dem Menschen sowohl mit als auch ohne Hartz IV Erfahrung zusammenarbeiten, zeigen, wie engagiert sich Betroffenen in die Gesellschaft einbringen und was alles daraus entstehen kann.
Dies haben wir bereits im eigenen Orchester erlebt. Von den 120 Mitgliedern in München sind rund die Hälfte Hartz IV Empfänger. Vierzig Künstler davon sind Bühnen erfahren und hochmotiviert auch auf einer solchen zur Freude der Zuhörer zu stehen.
Die anderen Mitglieder betätigen sich wie in einer Firma als Marketingfachleute, Architekten für Bühnenbilder, Catering, Administratoren, Webdesigner, Fotografen, Rechtsberater, Chorleiter, Choregographen, Tänzer, Licht- und Tontechniker, Texter und Komponisten.
Mit Erfolg: Etwa 20 Auftritte in 2009 mit bis zu 8000 Zuhörern, Mitgestalter des ersten deutschen Job-Speed-Datings, einige TV-Beiträge, etliche Radiosendungen und jede Menge Presseberichte mit Titelgeschichten, auch ein Bericht im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung.
Diese feiwillige Leistung ist vom Aufwand her durchaus vergleichbar mit einer bezahlten Tätigkeit. Zur nächsten Première unseres Theaterstückes „Who killed Michael Jackson?“ laden wir Sie herzlich ein, damit Sie sich selbst noch einen weiteren Eindruck verschaffen können.
Die Première findet am kommenden Donnerstag, 25.Februar 2010, um 20 Uhr im Oberanger-Theater, Oberanger 38 in 80331 München statt.
Wir hoffen auf eine positive Antwort und verbleiben mit freundlichen Grüßen.
Regisseur Étienne Gillig
Gründer Manfred Josef Hampel
und das Theater-Ensemble, Teil der Initiative „Hartz IV Orchester“ www.H4OR.ch
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Held der Deppen: Westerwelles Feldzug gegen den Sozialstaat
Der Staat steht vor dem Ruin: Faule Hartz IV-Empfänger liegen uns auf der Tasche und alle, die noch arbeiten, sind Deppen. So die Polemik des Guido Westerwelle. Doch was sind die Fakten?
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„Hartz IV ist kein Spaß“
Über das „Phänomen Westerwelle“ unterhält sich Christoph Süß mit dem Politpsychologen Thomas Kliche. Meint Guido Westerwelle das, was er in letzter Zeit so geäußert hat, tatsächlich ernst? Ja, sagt Thomas Kliche.
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