„Verehrt und angespien“ – Ein Villon-Abend

„Verehrt und angespien“ – Ein François Villon-Abend

Angerichtet als lasterhaftes Mahl
und serviert durch die ehrenhaften Herren

PETER PIERRE FISCHER (Rezitation)
und
HELMUT KNESEWITSCH (Akkordeon)
ppf_19
17. September 2010 um 20.00 Uhr
im Augustiner Bürgerheim in der Bergmannstraße 33 im Münchner Westend

Weitere Termine
14. November und 19. Dezember 2010 jeweils um 20.30 Uhr im Theater Blaue Maus in der Elvirastraße 17a
ppf_flyer_klPeter Pierre Fischer, im Exil vor dem Hitlerfaschismus in Paris geboren, ist Schauspieler und Regisseur. Nach seinem Tanzstudium bei der legendären Tänzerin und Tanzpädagogin Gret Palucca in Dresden wechselte er zum Sprechtheater, wo er im berühmten Zürcher Schauspielhaus am Pfauen seine Laufbahn begann. Seit vielen Jahren lebt er in München und war an zahlreichen Bühnen in Deutschland und der Schweiz engagiert.
Seine Inszenierungen erstrecken sich über die Länder Schweiz – Deutschland – Litauen.
Helmut Knesewitsch, Münchner von Geburt, aber viele Jahre nicht nur musikalisch ein Grenzgänger vom Saarland nach Frankreich und zurück. Er hat einen Shanty-Chor begleitet, in einer Irish-Folk-Band gespielt und ist der Akkordeonist des wunderbaren Duos ISARMÄRCHEN.
Seine besondere Liebe gilt jedoch auch der Musette-Musik. Hieraus entstanden nun seine speziellen Arrangements für die Balladen des François Villon.
francois_villon_1489François Villon (1431–1463?) stammte wohl aus Paris. Sein Geburtsname war Montcorbier oder Des Loges. Dank der Fürsorge des Kirchenrechtsdozenten Guillaume Villon, dessen Namen er später übernahm, erhielt er eine Universitätsausbildung mit Magisterabschluß. Doch während des Streikes der Uniprofessoren 1453–1454 glitt Villon ins Kriminellenmilieu ab und schloß sich den gefürchteten Banden der sogenannten Coquillards an. Nach Messerstechereien, Raubüberfällen und Einbrüchen saß er mehrfach im Kerker und wurde gar einmal im letzten Moment vor der Hinrichtung durch eine Amnestie gerettet.
Nach erneutem Scheitern seines Versuches, wieder einmal ein neues Leben zu beginnen, fand er sich prompt im Pariser Untergrund wieder. Aus dieser Zeit stammen vermutlich seine Balladen im Gaunerjargon. So um 1461/62 entstand sein Hauptwerk Le Testament, in welches er mehr als 20 Balladen aus dem Vagantenleben einfügte. Im gleichen Jahr erfolgte wiederum eine Verhaftung mit anschließendem Todesurteil. 1463 begnadigte ihn das Parlement (oberster Gerichtshof) und schickte ihn in die Verbannung. Ab hier verliert sich seine Spur.
Für diesen Abend wurden hauptsächlich die Übertragungen des expressionistischen Lyrikers und Erzählers Paul Zech von mir ausgewählt, der seine erste deutsche Nachdichtung 1931 vorlegte. In nur wenigen Details änderte ich Verse betreffend in eine direktere Interpretation.
Obwohl den Balladen eine Vertonung im üblichen Sinne nicht sehr zuträglich erscheint, gelingt es aber Helmut Knesewitsch, der expressionistischen Note der Lyrik eine entsprechende Musik zu unterlegen, die in der Musette ihre Wurzeln hat. (P.P.Fischer)

Das Repertoire des Abends
1. Musikalische Einleitung
2. Vierzeiler nach Todesurteil
3. Ballade für den Hausgebrauch im Winter
4. Ballade an den Herzog von Burgund
5. Ballade von den schönen Frauen in Paris
6. Musikalisches Zwischenspiel
7. Ballade von den Armen und den Reichen
8. Ballade von den drei Landstreichern
9. Ballade von den berühmten Frauen des Altertums
10. Ballade von den Vogelfreien
11. Ballade von den Lästerzungen
12. Ballade vom angenehmen Leben in dieser Welt
13. Musikalisches Zwischenspiel
14. Ballade von den allgemeinen Redensarten
15. Sommerballade von der armen Louise
16. Ballade von Villon und seiner dicken Margot
17. Ballade von der Selbsthilfe
18. Ballade vom guten und vom schlechten Lebenswandel
19. Musikalisches Zwischenspiel
20. Ballade an den König aus der Verbannung
21. Ballade von Pierre, dem roten Coquillard
22. Nachschrift – mein Begräbnis betreffend
23. Ballade von den Gehenkten
24. Schlußballade