Löschen statt Sperren funktioniert: Wie der Verband der Internetwirtschaft eco mitteilt, gelingt die schnelle Entfernung kinderpornographischer Netzinhalte immer effizienter. Von 197 Websites, die im ersten Halbjahr 2010 an die eco Internet-Beschwerdestelle gemeldet wurden, konnten 194 binnen einer Woche abgeschaltet werden. Darstellungen, die auf deutschen Servern gehostet wurden, waren dabei regelmäßig binnen eines Werktages offline. Die Löschung von Websites auf ausländischen Servern funktioniert ebenfalls wesentlich schneller als noch im Sommer 2009. Der Grund: Seit November 2009 etablieren immer mehr nationale Beschwerdestellen weltweit das erfolgreiche „Notice and Takedown“-Löschverfahren.
Die nationalen Internet-Beschwerdestellen, die im internationalen Netzwerk INHOPE organisiert sind, informieren bei illegalen Inhalten nicht nur die Polizei, sondern außerdem direkt den Provider, auf dessen Servern die Seiten gespeichert sind. Dieser entfernt dann das beanstandete Material und sichert Beweise für die Strafverfolgung. Im Jahr 2010 gingen bisher 20 Mal Beschwerden über kinderpornographische Internet-Inhalte, die im Ausland gehostet wurden, bei der eco Internet-Beschwerdestelle ein. 17 davon konnten per Notice and Takedown binnen einer Woche aus dem Netz entfernt worden, die verbleibenden drei Seiten wurden später gelöscht.
Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, vertritt in einem Interview in der Welt vom 1.9.2010 eine gegensätzliche Meinung: „Dem BKA bekannt gewordene kinderpornografische Internetseiten werden aktuell auch über den Inhope-Verbund an die Inhopepartnerstellen im Ursprungsland gemeldet. Aber auch Inhope gelingt es nicht, durch direkte Kontaktaufnahme mit Providern eine höhere Löschungsquote zu erreichen.“
Die schnelle Beseitigung von Inhalten auf ausländischen Servern gelingt somit wesentlich besser als noch im Vorjahr. Im Sommer 2009 meldete die eco Internet-Beschwerdestelle insgesamt 110 kinderpornographische Websites an die Partnerhotlines im Ausland oder direkt an ausländische Provider, wenn es im betreffenden Land keine INHOPE-Hotline gab. Hiervon wurden nur 31 Prozent binnen einer Woche abgeschaltet. Als Ursache stellte sich heraus, dass mehrere Hotlines nur die Strafverfolgungsbehörden einschalteten, aber nicht den hostenden Provider informierten. Wegen der daraus folgenden Verzögerungen setzte sich die Europäische Kommission für Verbesserungen ein: Im November 2009 forderte sie die nationalen Hotlines über den Dachverband INHOPE auf, die Löschgeschwindigkeit statistisch zu erfassen und zu prüfen, ob Notice and Takedown mit den jeweiligen nationalen Gesetzen vereinbar ist.