Was ist „normal“? Wie entstehen „Normalitäten“?
Normalität sei das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss.
Aber diese „Normalitäten“ ändern sich glücklicherweise und immer wieder. Dass es mehr als die gesellschaftlich konstruierten Geschlechter von Frau und Mann und mehr als Hetero- und Homosexualität gibt, hat sich mittlerweile herumgesprochen.
Genau darum geht es auch in dem Film „Eine neue Freundin“ von François Ozon, der am 26. März in den Kinos startet.
Der Film „Eine neue Freundin“ zeigt Claire und Laura, die seit Kindertagen ziemlich beste Freundinnen sind. Seite an Seite wachsen sie auf, teilen alle schönen und traurigen Erfahrungen. Doch die Freundschaft, die für ewig bestimmt zu sein schien, findet ein jähes Ende, als Laura stirbt. Sie hinterlässt ein Baby und ihren Ehemann David. Claire muss ihre eigene Trauer unterdrücken, da sie Laura versprochen hat, sich um David und das Baby zu kümmern. Als sie unangemeldet bei David auftaucht, erlebt sie eine schockierende Überraschung. Sie trifft einen David in Frauenkleidern. Was für David „normal“ und „richtig“ ist, wirft Claire erstmal aus ihrer eigenen Bahn. Beide werden sich in ihrem ganz eigenen Frausein entwickeln und neu erfinden …
Zu glauben, dass die Zeiten vorbei wären, in denen prominente Personen ihr Privatleben der Öffentlichkeit preisgeben müssten, ist dann aber doch ein Trugschluss.
Halten jüngere Promis – egal welcher Sexualität – ihr Privatleben abgeschirmt und geschützt, fühlen sich manche in Bayern agierende celebrities doch noch immer genötigt, der Welt Heteronormativität vorzugaukeln. Der Preis dafür ist hoch, die Gage hoffentlich auch.
So geschehen am 28. Januar 2015 bei der Verleihung des Ernst-Hoferichter-Preises im Münchner Literaturhaus. Der Journalist Christoph Süß war der Preisträger. (Zu Recht.) Die Laudatio hielt Christian „Fonsi“ Springer. (Zu lang.) Der sich gern investigativ gebende und ganz normal homosexuelle Christoph Süß entblödete sich nicht, erst „Fonsi“ von einer Lebenspartnerin des Herrn Süß erzählen zu lassen und dann auch noch selbst nachzulegen. Nicht so richtig quer und noch weniger queer wurde die bayrische und BR-Normalität zelebriert. Walter Sedlmayr und Rudolf Moshammer hat das Versteckspielen das Leben gekostet. Rainer Werner Fassbinder war mutiger.
Davon, dass es eben doch immer noch nicht „normal“ und einfach ist, sich auch in der Öffentlichkeit so zu geben, wie mensch eben ist, erzählt der Film. Und dabei verheddert sich leider die Geschichte. Was mal eine 15seitige Kurzgeschichte von Ruth Rendell („The New Girlfriend“) war, wird auf 108 Filmminuten gezerrt.
Romain Duris als David/Virginia ist großartig. So wie Anaïs Demoustier als Claire. Doch im Jahr 2014/2015 reicht es nicht mehr aus, in einem Spielfilm schnöde Tatbestände zu problematisieren. Auch eine Geschichte muss erzählt werden.
Der Film endet in verwirrrenden, aber schönen Bildern.
Der Trailer zum Film
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„Eine neue Freundin“ wird in den Münchner Kinos
Arena Filmtheater, Hans-Sachs-Str. 7
im Atelier, Sonnenstr. 12
im Studio Isabella, Neureutherstr. 29
und im Theatiner Film, Theatinerstr. 32 gezeigt.
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Bildnachweise: Weltkino Filmverleih GmbH