Das globalisierungskritische Netzwerk Attac kritisiert die Bemühung von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles sowie der neuen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, die gesetzliche Begrenzung der Höchstarbeitszeit und damit den Acht-Stunden-Tag in Deutschland aufzuweichen.
Die Attac-Arbeitsgemeinschaft „ArbeitFairTeilen“ fordert die gesetzliche Arbeitszeit zu reduzieren.
Wir sprachen mit Stephan Krull, Mitglied der AG, über den Vorschlag der Bundesarbeitsministerin.
Warum soll man Partei ergreifen für 8-Std.-Tag: aus einer einstigen Errungenschaft
der Arbeiterbewegung aus längst vergessenen historischen Episoden des Ringens gegen
Staat und Kapital gegen die so ziemlich unbegrenzte absolute Ausdehnung der Arbeiter-
benutzung ist kaum was übrig geblieben: zwar kam es mal dem Interesse des Staates
als Gesamtverwalter des Kapitalismus entgegen, das die Arbeiterausnutzung nicht flugs
mit dem tendenziellen Ruin der Arbeiterklasse zusammenzufallen droht; der Auspowerung
der sog. abhängig Beschäftigten ist die Zahl 8 im Arbeitszeitgesetz kein Hindernis; nichts
zuletzt das Überstundenwesen belegt es ebenso wie die nicht weniger ungesunde Schicht-
arbeit; die i n t e n s i v i e r t e Leistungsauspressung, also mehr Arbeitsverausgabung
in geg. Zeit, war schon immer das Mittel der Wahl von Seiten der Kapitaleigner. Flexible
Arbeitszeiten mit dem Wechsel von Unterarbeit und Überarbeit je nach Geschäftsbedarf
der Unternehmer bezeugen ebenso, dass der 8-Stundentag praktisch längst eine
Farce ist.
Was die Regierung mit der Aushebelung des alten Arbeitszeitgesetzes veranstaltet,
reflektiert nichts anderes als eine Unternehmerpraxis, die längst Einzug gehalten hat:
mit den Fortschritten zu den digitalisierten Gewerken des Kapitalstandorts rufen
die Damen und Herren der Kapitalseite explizit die Absegnung der neuen Freiheiten
der Arbeitszeitregelungen aus, die nämlich haargenau passen zu der Entkoppelung von
Arbeitsplatz und Arbeitsablieferung, wie sie kennzeichnend ist für das internetbasierte
neue Arbeitsvolk.
Es liegt also bei der anstehenden Modifizierung des Arbeitszeitgesetzes keine „Aufwei-
chung“ vor angesichts der immerzu kapitaldienlichen Umgangsweise mit gesetzlichen
Regelungen,die jetzt auch formell die Entfesselung des Arbeitszeitmanagement festgeschrie-
ben haben will.- Und der Staat willigt darin ein, was schon immer seine Leitlinie war:
dem Wachstumsmotor BRD nützend hat er Unternehmer u n d Gewerkschaften eingela-
den, in Erprobungsstätten die Hintanstellung „starrer“ Arbeitszeiten sich angelegen sein
zu lassen. Und die Sicht der Gewerkschaften ist das Gegenteil von einst klassenkämpfe-
risch Durchzusetzendem: als Gegenstand freier Vereinbarung, nicht als einseitige Ver-
fügung von Unternehmensseite, unter dem Signum der Arbeitszeitautonomie können
sich auch dt. Gewerkschaften Arbeitszeitmodelle, die letztlich nichts als den Gewinn-
interessen der Geschäftemacher neu zur Durchsetzung verhelfen, vorstellen.
Wie wäre es folglich mal mit einer Kritik an solchem arbeiterfeindlichen Arrangement
der Gewerkschaften mit dem Unternehmerlager, ihr sozialen Besserwisser von Attac?
Lieber Herr Franke,
bevor sie Attac hier als Besserwisser beschimpfen: Bitte kommen Sie in bei Attac München in den Arbeitskreis Arbeitfairteilen
http://www.attac-muenchen.org/arbeitskreise/ak-arbeitfairteilen/
dann können wir gerne über Arbeitszeitverkürzung sprechen und diskutieren.
Betr.:
J“oachim September 16th, 2017 08:10 :
Lieber Herr Franke,
bevor sie Attac hier als Besserwisser beschimpfen: Bitte kommen Sie in bei Attac München in den Arbeitskreis Arbeitfairteilen
http://www.attac-muenchen.org/arbeitskreise/ak-arbeitfairteilen/
dann können wir gerne über Arbeitszeitverkürzung sprechen und diskutieren.“
Das was Sie völlig danebenliegend als „Beschimpfung“ titulieren, hat einen sachlichen
Gehalt, darauf einzugehen Sie berechnend umgehen, weil Ihnen gründlich mißfällt, wenn
Kapitalismuskritiker die falschen Illusionen von Attac und Co., vorgetragen als
soziales Verbesserungswesen i m Kapitalismus angreifen. Dieses illusionäre
und unterwürfige attac’sche Bessermachen der globalen Geschäftemacherei
unterstellt eine verharmlosende Stellung zur kapitalistischen und staatlichen
Praxis betreffend der systematisch ins Werk gesetzten Ausnutzerei des
werktätigen Volkes, was ausführlich Gegenstand der Kritik in dem Kommentar
war, den Sie als Besserwisserei denunzieren, ohne einen Ansatz Eingehens
auf den Inhalt der Argumente. Für die attac’sche Lamentiererei über Arbeitszeitverkürzung
setzt sich unserein garantiert nicht mit ideologisch verseuchten Arbeitskreisen ins Benehmen.