Donnerstag, 14.12.2017, 19:30 Uhr
Diskussionsveranstaltung des AK Gegenargumente
Katalanischer Sezessionismus gegen spanischen Zentralismus
Zweimal Volk, Staat und Nation zum Abgewöhnen
In Katalonien eskalieren Sezessionisten gegen die Zentralgewalt ihr Projekt einer eigenständigen katalanischen Staatlichkeit.
Dürfen die Katalanen das? – lautet die erste Frage, die alle für spannend halten; nur wir nicht. Sie ist nämlich albern angesichts des Kampfes darum, von welcher nationalen Staatsgewalt die Katalanen in Zukunft als ihr Volk verbucht werden, die ihnen praktisch vorgibt, was sie dürfen und was nicht. Und dass so ein Kampf um die legitime Staatsgewalt übers Volk ganz selbstverständlich mit Gewalt gegen das Volk bzw. seine aufsässigen Teile geführt wird, also ohne Opfer durch das liebe Volk nicht zu haben ist, führen katalanische Sezessionisten und spanische Zentralgewalt in aller Abgebrühtheit vor.
Kann man die Katalanen nicht verstehen? – auch diese Frage interessiert uns eher nicht. Alle Antworten, die man darauf für gewöhnlich hört, sind nämlich keine, triefen dafür aber vor Verständnis. Das gilt für die lange glorreiche, also trostlose und blutige Geschichte, die kein heutiger Katalane selber erlebt hat; das gilt für die Sprache, in der genauso viel Sinn und Unsinn geredet wird, wie in jeder anderen; das gilt ebenso für das Gerede von einer überlegenen katalanischen Tüchtigkeit, die auch in Katalonien offenbar vor allem in der Verachtung fürs als minder tüchtig angesehene spanische Restvolk besteht. Und das gilt erst recht für alle Verweise auf die schlimmen ökonomischen Lebensumstände, die im Zuge der Krise und der Krisenbewältigung des letzten Jahrzehnts die Existenz vieler Katalanen versaut haben: Denn weder unterscheiden sich diese Lebenslagen von denen der Krisenopfer im Rest Spaniens, noch sind sie eine Gemeinsamkeit zwischen den Katalanen; auch unter denen soll es ja die marktwirtschaftlich einschlägigen Unterschiede zwischen oben und unten, reich und arm geben.
Was taugt der in Katalonien aufsässig werdende volkstümliche Wunsch nach einer echt eigenen Herrschaft? – das ist darum die einzig wirklich spannende Frage. Denn auch wenn es heutzutage als ganz normal gilt: Einfach so einleuchtend ist jedenfalls nicht, wenn die durch die Taten ihrer politischen Herren in Madrid zum Wohl und Wiederaufstieg des spanischen Kapitalismus gebeutelten Massen auf nichts anderes kommen, als sich andere Herren zu wünschen, die ihnen den selben Kapitalismus dann auf Katalanisch verabreichen.
Im EineWeltHaus München, Schwanthalerstr. 80 RGB, U-Bahn Haltestelle Theresienwiese (U4/U5), Raum 211/212 (2. Stock)