Unser Freund und LORA-Mitarbeiter Azad Bingöl von der kurdischen Redaktion „Bernameya Kurdi“ wurde am Freitag Abend Opfer eines rassistischen Angriffs. In einem relativ vollbesetzten Bus schlug und trat eine Gruppe von fünf Männer auf Azad und seinen Freund, den bekannten kurdischen Rapper Inan Ercik aka Exxil, ein. Die Tätergruppe bestand aus vier als rechtsextrem türkische Nationalisten erkennbaren Männern und einem vermutlich Deutschen.
Inan trug einen Nasenbeinbruch und Schnittwunden im Gesicht davon. Azad erlitt Prellungen am Oberkörper und wurde angespuckt.
Azad berichtete heute in der heutigen Sendung „Bernameya Kurdi“, jeden Montag um 21 Uhr, dass die Angreifer ihn und Inan anhand der gelb-grün-roten Farben eines Halstuchs als Kurden erkannt haben und daraufhin türkisch-nationalistische und kurdenfeindliche Parolen von sich gaben. Auf türkisch riefen sie durch den Bus: „Die türkische Fahne wird sich niemals senken, unser Vaterland werdet ihr nicht spalten!” und küssten die auf ihren T-Shirts abgebildete Türkei-Flagge. Die Gruppe näherte sich in aggressiver Weise den beiden Freunden, die eigentlich nur drei Stationen im Bus fahren wollten. Als Azad und Inan sich erhoben wurden sie unvermittelt angegriffen und dabei auch verletzt.
Wir bei LORA wollen nach einem Gespräch mit Azad klar stellen, dass es sich in diesem Fall eben nicht um eine „tätliche Auseinandersetzung zwischen zwei Kurden und vier vermutlich türkischstämmigen Männern“ handelt wie die SZ berichtete. Vielmehr zeigt sich in dieser Art der Formulierung wieder einmal die Taktik politische Angriffe von Rechtsextremen als zwischenmenschliche Querelen oder Streitigkeiten abzutun. Wenn ein Angriff von einer Seite aus rassistischen Gründen erfolgt und lauthals so angekündigt wird, ist das keine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen sondern ein rassistischer Angriff auf Einzelpersonen.
Wir wünschen Azad und Inan gute Besserung. Wir wünschen uns für München (und darüber hinaus), dass rassistische Angriffe als solche benannt, verfolgt und letztendlich verhindert werden.
Von der Süddeutschen Zeitung erhoffen wir uns, dass die kurze verharmlosende Meldung vom Sonntag nicht die grundsätzliche Linie des Blatts widerspiegelt.
Für uns alle bei LORA gilt: Kein Fußbreit dem Faschismus, keine Toleranz der Intoleranz und Gewalt.