Die 9. Ausgabe des in München ansässigen internationalen Filmfestivals für Filmformen zwischen den Sparten Dokumentar-, Experimental-, Spiel- und Künstlerfilm eröffnet am Donnerstag, den 9. Oktober 2014 um 20 Uhr im Filmmuseum München mit
Ich will mich nicht künstlich aufregen von Max Linz. Der Regisseur ist zu Gast.
Der Eröffnungsfilm ist ein Film über den Umgang mit Kunst und Kino, spricht über die Nöte einer Kuratorin, alles in ausgefeiltem Kunstjargon. Der perfekte Einstieg für UNDERDOX, dem Festival, das sich in der Spanne zwischen Black Box des Kinos und White Cube einer Galerie befindet: Dieses Jahr gibt es zum ersten Mal die große Videoausstellung VIDEODOX in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Bildender Künstler mit der Vergabe eines Förderpreises für den künstlerischen Nachwuchs, gestiftet von der Franz Meiller Stiftung (1000 Euro) in der Galerie der Künstler zu sehen.

Neue deutsche Filme

Max Linz, der Regisseur des Eröffnungsfilms, gehört einer neuen Generation deutscher Regisseure jenseits von Berliner Schule und Mumblecore an. Er macht mit seinem Film zugleich den Auftakt zu unserem diesjährigen Schwerpunkt Neue deutsche Filme. UNDERDOX präsentiert die Werke anderer deutscher Jungregisseure, die alle zu Gast sein werden: Julian Radlmaier mit Ein Gespenst geht um in Europa und Proletarisches Wintermärchen (in deutscher Erstaufführung) (Samstag 11.10. 20:30 Uhr Werkstattkino), Philip Widmann & Karsten Krause mit Szenario (Sonntag 12.10. 20:30 Uhr Werkstattkino) sowie zwei Regisseure, die sich auf besondere Weise der Kunst annehmen: Stefan Hayn hat sich in STRAUB dem Filmschaffen von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub mittels selbstgemalter Ölbilder angenähert (Montag 13.10. 18:30 Uhr Werkstattkino), Bernhard Sallmann (Gewinner des BLM-Preises, DOK.fest 2012) hat sich in Die Welt für sich und die Welt für mich. der Schaffenskrise des schwedischen Dichters August Strindberg angenommen, die dieser bei seinem langjährigen Aufenthalt in Österreich erlitt (Dienstag 18:30 Uhr Werkstattkino).

Internationales Programm

Zwei monumentale Werke des gegenwärtigen asiatischen Filmschaffens sind Zentrum des Internationalen Programms. Gezeigt werden die diesjährigen Gewinner des Goldenen Leoparden von Locarno, das philippinische Erzähl-Meisterwerk From What is Before von Lav Diaz (Sonntag 12.10. 18:30 Uhr Filmmuseum) sowie der chinesische Dokumentarfilm ‚Til Madness Do Us Part von Wang Bing (Freitag 10.10. 18:30 Uhr Filmmuseum), der in seiner Systemkritik in nichts Ai Weiwei nachsteht, auch wenn er dessen Popularität nicht erreicht. Lav Diaz und Wang Bing sind Regisseure, die mit ihren Werken auch in den letzten Jahren bei UNDERDOX vertreten waren.

Italienische Avantgarde und die Tradition des Montagefilms

Das Retro-Programm widmet sich dieses Jahr der italienischen Avantgarde, mit Filmen von Carmelo Bene (Nostra Signora dei Turchi, Samstag 11.10. 21:00 Uhr Filmmuseum) und Alberto Grifi (La verifica incerta – Disperse Exclamatory Phase, Samstag 11.10. 18:30 Uhr Filmmuseum) und setzen diesen in den Kontext mit einem neueren Montagefilm, des österreichischen Regisseurs Norbert Pfaffenbichler, der sich in A Messenger from the Shadows mit der Ikone des Horror-Stummfilms Lon Chaney befasst (Samstag 11.10. 18:30 Uhr Filmmuseum, zu Gast: Norbert Pfaffenbichler).

Weitere Gäste / Artist in Focus

Der französische Regisseur Gilles Deroo mit seinem preisgekrönten Spielfilm Mouton (Sheep) (Samstag 11.10. 22:30 Uhr Werkstattkino)
Die diesjährige Artist(in) in Focus ist Marie Voignier, die drei Filme zeigt, die mit einem ethnologischen Ansatz kulturelle Äußerungen unter die Lupe nehmen – von einem Monster im Dschungel von Kamerun, an die seine Bewohner glauben (The Hypothesis of Mokélé-Mbembe, Freitag 10.10. 18:30 Uhr Werkstattkino), über den größten Indoor-Regenwald Europas bei Berlin (Hinterland, Freitag 10.10. 20:30 Uhr Werkstattkino) bis hin zu Tourisme international, einer „guided tour“ in Nordkorea, auf der sie auf subtile Art die Kontrolle von Bildern und Erzählungen erfasst (Freitag 10.10. 20:30 Uhr Werkstattkino). Marie Voigniers Werke werden in Ausstellungen und auf Festivals gezeigt. Sie ist ebenfalls zu Gast.

Das ganze Programm mit Trailern von den Filmen finden Sie auf der Webseite
www.underdox-festival.de
 

Bildnachweise: UNDERDOX