Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung der Nazis von 1933 – ein aktives Denkmal zur Beteiligung:
München liest – aus verbrannten Büchern
und
Brandfleck auf dem Königsplatz
Am Montag, 10. Mai 2010 von 11.00 bis 19.00 Uhr können wieder mehr als 100 Personen auf dem Königsplatz am Ort der Bücherverbrennung 1933 der Nazis unter dem Motto „München liest – aus verbrannten Büchern“ Texte von Schriftsteller/innen vorlesen, deren Bücher 1933 ff in über 60 deutschen Städten verbrannt wurden.
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11. Mai 1933: Die öffentliche Verbrennung undeutscher Schriften und Bücher auf dem Opernplatz Unter den Linden in Berlin durch Studenten der Berliner Universitäten!
Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 102-14597 / unbekannt / CC-BY-SA
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In den vergangenen Jahren lasen auf dem Münchner Königsplatz Autor/innen, Schüler/innen, Schauspieler/innen, Student/innen, Politiker und viele andere engagierte Bürger/innen.
Wer Interesse daran hat, selbst aus einem „verbrannten Buch“ vorzulesen, kann sich unter der Telefonnummer 089 / 157 32 19 anmelden.
Bitte wählen Sie sich selbst einen Text aus einem der von den Nazis verbrannten Bücher aus.
Eine Auflistung der Autor_innen finden Sie am Ende des Artikels.
Für dieses Jahr ist es gelungen, neben dem Kulturreferat und dem Schulreferat der Stadt, der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft und dem Verband Deutscher Schriftsteller weitere Mitveranstalter_innen zu gewinnen:
– Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern
– Evangelisch-Lutherisches Dekanat München
– Ludwig Maximilians Universität, Institut für Deutsche Philologie
– Münchner Volkshochschule
– Münchner Stadtbibliothek
Ebenfalls am Montag, 10. Mai 2010 um 10.00 Uhr wird der Künstler Wolfram P. Kastner auf dem Königsplatz vor der Antikensammlung (an der Stelle der Bücherverbrennung der Nazis und ihrer Sympathisanten von 1933) wieder eine Brandspur in den Rasen brennen – damit kein Gras über die Erinnerung an den Beginn der Brandstiftung wächst, die im Brand der Synagogen, Städte und Menschen endete.
Die Lesung, die von Wolfram P. Kastner angeregt und bereits zum achten Mal in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt München durchgeführt wird, fand in den vergangenen Jahren großes Interesse.
Die erste Lesung aus verbrannten Büchern auf dem Königsplatz fand 1996 mit Hanne Hiob und Schüler/innen des Luisengymnasiums statt.
Den Brandfleck zur Erinnerung an die Bücherverbrennung legte Wolfram P. Kastner erstmals 1995 an – damals und in den folgenden Jahren wurde das immer wieder verboten, 2004 erstmals erlaubt und mit Rollrasen zugedeckt, seit 2005 kann der Brandfleck als ein temporäres Denkzeichen genehmigt realisiert werden.
München hat (im Gegensatz zu einigen anderen Brandstädten) bis heute kein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung an die in der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“ besonders groß inszenierte Bücherverbrennung und die dabei vernichtete beste deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, die teilweise bis heute aus den Bibliotheken, den Schulbüchern und den Köpfen verschwunden ist.
Mit dem Brandfleck und den Lesungen wollen wir eine positive Tradition für Freiheit, Menschenwürde und Akzeptanz stiften und viele – insbesondere junge – Menschen dafür und für die entsprechende Literatur gewinnen und sensibilisieren.
Wir freuen uns sehr über den lebhaften Zuspruch sowie über die breite Unterstützung.
Rückfragen bitte an: Wolfram P. Kastner, Telefon 089 / 157 32 19
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Die verbrannten Dichter_innen:
Ernst Barlach – Oskar Baum – Vicki Baum –
Martin Beradt – Franz Blei – Bertolt Brecht –
Joseph Breitbach – Max Brod – Ferdinand Bruckner –
Elias Canetti – Veza (Magd) Canetti – Elisabeth Castonier –
Franz Th. Csokor – Alfred Döblin – Kasimir Edschmid –
Hans Fallada – Lion Feuchtwanger – Marieluise Fleisser –
Bruno Frank – Leonhard Frank – Richard Friedenthal –
Oskar Maria Graf – Karl Grünberg – Willy Haas –
Hans Habe – Jakob Haringer – Walter Hasenclever –
Georg Hermann – Franz Hessel – Ödön von Horvath –
Oskar Jellinek – Erich Kästner – Franz Kafka –
Mascha Kaleko – Gina Kaus – Hermann Kesten –
Irmgard Keun – Egon Erwin Kisch – Klabund –
Annette Kolb – Gertrud Kolmar – Paul Kornfeld –
Else Lasker-Schüler – Theodor Lessing – Jack London –
Emil Ludwig – Heinrich Mann – Klaus Mann –
Thomas Mann – Valeriu Marcu – Walter Mehring –
Konrad Merz – Max Mohr – Erich Mühsam –
Hans Natonek – Alfred Neumann – Robert Neumann –
Leo Perutz – Theodor Pli(e)vier – Alfred Polgar –
Gustav Regler – Erich Maria Remarque – Ludwig Renn –
Alexander Roda-Roda – Joseph Roth – Hans Sahl –
Anna Seghers – René Schickele – Arthur Schnitzler –
Bruno Schulz – Upton Sinclair – Leopold Schwarzschild –
Hilde Spiel – Adrienne Thomas – Ernst Toller –
Friedrich Torberg – B. Traven – Karl Tschuppik –
Kurt Tucholsky – Fritz v. Unruh – Johannes Urzidil –
Berthold Viertel – Jakob Wassermann – Armin T. Wegner –
Ernst Weiss – Franz Werfel – Eugen Gottlob Winkler –
Theodor Wolff – Paul Zech – Carl Zuckmayer –
Arnold Zweig – Stefan Zweig – u.a.
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Bildquelle des Brandfleck-Fotos: Wolfram Kastner
Die Veranstaltung fand ich immer super und habe gerne die letzten Jahre dran teilgenommen.
Wie soll man dies jedoch als arbeitender Mensch an einem Werktag tagsüber bewerkstelligen?
Sich extra dafür frei nehmen?
Warum kann das zumindest unter der Woche nicht abends stattfinden?, wie bereits einmal in der Uni-Aula geschehen.
Mit freundlichen Grüßen
Gabi Fröhlich