Wenn „Ausländer“ „deutsche“ Frauen attackieren kann der deutsche Mann sich aufregen, denn er ist ja nicht verdächtig. Über die Verstrickung von Rassismus und Sexismus bzw. den eigenen Unwillen sich damit auseinander zu setzen. [display_podcast]
Silvester dieses Jahr war grausam. In München sorgte die Terrorangst schon vor 12 für einen Kater, in Köln und Hamburg wird am nächsten Tag erst bekannt, welchen Schrecken große Männergruppen verbreiteten. 100te Anzeigen, wegen Diebstahl, Raub, sexueller Belästigung, sogar 2 Vergewaltigungen. Alles auf offener Straße.
Das ist schlimm. Und es ist gut, dass es endlich einen Aufschrei aus der breiten Masse gibt. Der Slogan könnte sein: Wir haben 2016. Sexualisierte Gewalt ist out.
Könnte. Allerdings lässt zumindest mich das Gefühl nicht los, dass der Hass auf die als „nordafrikanisch“ bezeichnete Tätergruppe sehr viel größer ist, als die Verachtung der Tat und das Mitgefühl mit den Betroffenen. Endlich scheint es ein großes Feindbild zu geben, Tätergruppen von bis zu tausend Menschen. Ein feuchter Traum für Hogesa, die Hooligans gegen Salafisten, die am 26. Oktober 2014 auf dem selben Platz in Köln noch selber mit Gewalt für Schrecken sorgten. Der Traum von Straßenschlachten, die Kriegsromantik lebt bei ihnen sicherlich auf. Harte Männer die mit harter Hand für ihre Überzeugungen einstehen. Das eine Mal verteidigen sie die Deutsche Ehre gegen ausländische Fußballfans, das andere Mal das Abendländische Europa gegen die einfallenden Muselmannen, und jetzt eben die Ehre der deutschen Frauen.
Da ist es kein Widerspruch, wenn man besoffen daheim die eigene Freundin schlägt. Denn es gibt ein klassisches Zugehörigkeitsdenken. „Meine Freundin“, die deutschen Frauen, sie müssen geschützt werden, sie sind auf den Schutz von starken Männern vor der bösen Welt da draußen angewiesen. Sie sind die ideale Gewaltlegitimierung, da jetzt Männer das tun können, was Frauen eben selber angeblich nicht tun können. Nämlich unterschiedslos zuschlagen. In Rage geraten und die Flüchtlinge und Ausländer vermöbeln. Abschieben, Abschießen, und was sich noch alles so unter den Facebookkommentaren findet. Damit macht man etwas, gegen sexualisierte Gewalt. So zumindest das Gefühl.
Aber, sind wir mal ehrlich, der Aufschrei wäre nicht so groß gewesen, wären es nicht optisch zugeordnete Ausländer gewesen. Was passiert denn, wenn Frauenschutzgruppen die Gefahren für Frauen auf Festivals und Großveranstaltungen ansprechen? Wenn Rückzugsräume und speziell geschultes Personal gefordert wird? Wenn man anspricht, dass auf Volksfesten und Musikfestivals Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt eigentlich mehr oder weniger verschwiegen wird? Wenn in Clubs und Großraumdiscos gefordert wird übergriffige Männer raus zu schmeißen?
Es wird verharmlost. Und warum? Ich bin ein Mann und ich kann sagen: weil es unangenehm ist. Es ist unangenehm das eigene Verhalten hinterfragen zu müssen. Es ist unangenehm, Verantwortung für das eigene Verhalten im Alkohol- oder Hormonrausch übernehmen zu müssen.
Aber wenn man mit ihnen nicht in einen Topf geworfen werden kann, weil die Täter keine „Deutschen“ sind, dann wird man wütend. Dann hat Mann ein Ventil gefunden über das eigene Unvermögen hinwegzuspielen und das eigene Schuldbewusstsein zu beruhigen.
Dass die mutmaßlichen Täter jetzt so rassistisch beschimpft werden, hat also nicht nur etwas mit Rassismus zu tun. Es ist auch eine Ablenkung von der eigenen Unzurechnungsfähigkeit im Verhalten gegenüber emanzipierten Frauen. Die AfD und Pegida, die sich jetzt wieder als Retter der deutschen Frauen aufschwingen, wenn nicht sogar als Retter aller Frauen, sind nämlich innerlich genauso zerrissen wie sie es vielen Flüchtlingen vorwerfen. Die Kultur in der sie sich befinden, stimmt nicht mit ihren traditionellen Werten überein und droht sich noch mehr zu verändern.
Starke Frauen, die sich anziehen wie sie möchten und sich auch keine traditionellen Vorschriften machen lassen, sind für sie ein Problem. Ein Glück, dass das Problem sich von selber zu lösen scheint. Die Frauen sollen auf ihre Opferrolle reduziert werden und sich verschreckt wieder unter den Schutz der starken Männer stellen. Dann wird zwar nichts besser, aber alles so wie es früher einmal war.
Das ist schlimm. Und es ist gut, dass es endlich einen Aufschrei aus der breiten Masse gibt. Der Slogan könnte sein: Wir haben 2016. Sexualisierte Gewalt ist out.
Könnte. Allerdings lässt zumindest mich das Gefühl nicht los, dass der Hass auf die als „nordafrikanisch“ bezeichnete Tätergruppe sehr viel größer ist, als die Verachtung der Tat und das Mitgefühl mit den Betroffenen. Endlich scheint es ein großes Feindbild zu geben, Tätergruppen von bis zu tausend Menschen. Ein feuchter Traum für Hogesa, die Hooligans gegen Salafisten, die am 26. Oktober 2014 auf dem selben Platz in Köln noch selber mit Gewalt für Schrecken sorgten. Der Traum von Straßenschlachten, die Kriegsromantik lebt bei ihnen sicherlich auf. Harte Männer die mit harter Hand für ihre Überzeugungen einstehen. Das eine Mal verteidigen sie die Deutsche Ehre gegen ausländische Fußballfans, das andere Mal das Abendländische Europa gegen die einfallenden Muselmannen, und jetzt eben die Ehre der deutschen Frauen.
Da ist es kein Widerspruch, wenn man besoffen daheim die eigene Freundin schlägt. Denn es gibt ein klassisches Zugehörigkeitsdenken. „Meine Freundin“, die deutschen Frauen, sie müssen geschützt werden, sie sind auf den Schutz von starken Männern vor der bösen Welt da draußen angewiesen. Sie sind die ideale Gewaltlegitimierung, da jetzt Männer das tun können, was Frauen eben selber angeblich nicht tun können. Nämlich unterschiedslos zuschlagen. In Rage geraten und die Flüchtlinge und Ausländer vermöbeln. Abschieben, Abschießen, und was sich noch alles so unter den Facebookkommentaren findet. Damit macht man etwas, gegen sexualisierte Gewalt. So zumindest das Gefühl.
Aber, sind wir mal ehrlich, der Aufschrei wäre nicht so groß gewesen, wären es nicht optisch zugeordnete Ausländer gewesen. Was passiert denn, wenn Frauenschutzgruppen die Gefahren für Frauen auf Festivals und Großveranstaltungen ansprechen? Wenn Rückzugsräume und speziell geschultes Personal gefordert wird? Wenn man anspricht, dass auf Volksfesten und Musikfestivals Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt eigentlich mehr oder weniger verschwiegen wird? Wenn in Clubs und Großraumdiscos gefordert wird übergriffige Männer raus zu schmeißen?
Es wird verharmlost. Und warum? Ich bin ein Mann und ich kann sagen: weil es unangenehm ist. Es ist unangenehm das eigene Verhalten hinterfragen zu müssen. Es ist unangenehm, Verantwortung für das eigene Verhalten im Alkohol- oder Hormonrausch übernehmen zu müssen.
Aber wenn man mit ihnen nicht in einen Topf geworfen werden kann, weil die Täter keine „Deutschen“ sind, dann wird man wütend. Dann hat Mann ein Ventil gefunden über das eigene Unvermögen hinwegzuspielen und das eigene Schuldbewusstsein zu beruhigen.
Dass die mutmaßlichen Täter jetzt so rassistisch beschimpft werden, hat also nicht nur etwas mit Rassismus zu tun. Es ist auch eine Ablenkung von der eigenen Unzurechnungsfähigkeit im Verhalten gegenüber emanzipierten Frauen. Die AfD und Pegida, die sich jetzt wieder als Retter der deutschen Frauen aufschwingen, wenn nicht sogar als Retter aller Frauen, sind nämlich innerlich genauso zerrissen wie sie es vielen Flüchtlingen vorwerfen. Die Kultur in der sie sich befinden, stimmt nicht mit ihren traditionellen Werten überein und droht sich noch mehr zu verändern.
Starke Frauen, die sich anziehen wie sie möchten und sich auch keine traditionellen Vorschriften machen lassen, sind für sie ein Problem. Ein Glück, dass das Problem sich von selber zu lösen scheint. Die Frauen sollen auf ihre Opferrolle reduziert werden und sich verschreckt wieder unter den Schutz der starken Männer stellen. Dann wird zwar nichts besser, aber alles so wie es früher einmal war.