Das Filmfest München 2010 wurde am Freitag, den 25. Juni 2010 mit dem spanischen Film „Yo también“ (Me too – Wer will schon normal sein?) eröffnet.
Im Film geht es um das Recht auf Leben und Liebe, das von Menschen mit Behinderungen, ob sie nun körperlicher, geistiger oder emotionaler Natur sind.
Protagonist des Films ist der 34-jährige Daniel. Er ist der erste Europäer mit Down-Syndrom, der erfolgreich die Universität abgeschlossen hat. Als er einen Job als Sozialarbeiter in Sevilla beginnt, trifft er auf seine unkonventionelle Kollegin Laura. Schnell freunden sich die beiden an und ziehen so die Aufmerksamkeit von Kolleg_innen und Familie auf sich. Ihre einzigartige Beziehung wird allerdings problematisch, als sich Daniel in Laura verliebt. Da sich ihre rebellischen Charaktere jedoch erfolgreich gegen die vorherrschenden gesellschaftlichen Normen stemmen, finden beide Freundschaft und Liebe wie sie es sich bisher nicht vorstellen konnten.
„Mongoloid“ werden Menschen mit Down-Syndrom immer noch im Volksmund genannt, und meist erwartet mensch, dass sie nicht einmal die Grundschule, geschweige denn das Abitur oder ein Studium schaffen werden. Ein Vorurteil, das den Betroffenen von Trisomie-21 oder Down-Syndrom mindestens soviel zu schaffen macht wie die Genmutation selber. Denn viele Down-Betroffene haben zwar einen niedrigen IQ, andere jedoch ganz und gar nicht – werden aber trotzdem so behandelt. Pablo hatte das Glück, eine gebildete Mutter zu haben, die ihn unterstützte, sowie einen Pädagogen der Universität Malaga, der auf den aufgeweckten Jungen aufmerksam wurde.
„Schlimm wurde es erst, als wir Teenager waren“, sagte Pineda im Gespräch mit dem FOCUS 2004. In dem Alter, in dem Coolsein alles bedeutet, war es absolut uncool, mit ihm befreundet zu sein – vor allem als Mädchen. „Manchen war es sogar peinlich, mit mir gesehen zu werden.“
Aus dieser Erfahrung und dem Bedürfnis, wie jeder andere Mensch geliebt zu werden und sich zu verlieben, erwuchs die Geschichte zu YO TAMBIÉN. Die Regisseure Antonio Naharro und Álvaro Pastor lernten Pablo Pineda in Malaga kennen, wo er für das Lehramt studierte, und erkannten bald die Sprengkraft seiner Geschichte: „Vor allem seine offensichtliche Einsamkeit hat uns berührt. Er stand auf einer Brücke, im Niemandsland zwischen zwei Welten, zwischen seiner ,Behinderung‘ und der so genannten ,Normalität‘. So entstand die Figur des Daniel, dem Alter Ego Pablo Pinedas.“
Ein sehr berührender Film über zwei Menschen, die jeweils in ihrer Realität einsam sind. Daniel mit seinem speziellen Chromosomensatz und Laura mit den katastrophalen Folgen eines Familienchaos‘.
Es geht auch um das Thema Sexualität im katholischen Spanien. Dürfen Behinderte ihre Sexualität leben? Und wenn, darf das nur innerhalb derselben sozialen Gruppe geschehen?
Auf der Filmmakers Live-Veranstaltung im Gasteig am Sonnabend, den 26. Juni wimmelte es im Publikum von spanisch-sprachigen Fans. Die, die kein Spanisch verstanden, mussten sich an die Dolmetscherin halten, die konzentriert und tapfer zwischen den Filmemacher_innen – den Regisseuren Antonio Naharro und Álvaro Pastor sowie den Hauptdarsteller_innen Pablo Pineda und Lola Dueñas – und dem Festivalleiter Andreas Ströhl dolmetschte. Der Einzige, der der Übersetzerin genügend Raum ließ und seine Sätze in wohldosierten Mengen präsentierte, war Pablo Pineda.
Ein Interview von Welt Online am 10. Juni 2009 mit Pablo Pineda
Bildquellen: Filmfest München
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Ich denke, dass die Aussage des Filmes der folgende Satz gut zusammenfassen kann: Menschen mit Down-Syndrom leiden nicht an ihrem zusätzlichen Chromosom, sondern an den Reaktionen der Menschen in ihrer Umgebung. Es ist leider sehr wahr!