Kurt Eisner über das Christkind

Auf dem Wanderstammtisch »Bier & Revolution« am 10. Dezember 2009 sprach Prof. Dr. Klaus Weber über »Die Bedeutung des Kripperls für die Revolution« und las die Erzählung »Die Angst der Toten« von Kurt Eisner von 1915.
»Auch wenn Kurt Eisner selbst wenig religiös ist. Als Volksbildner und journalistischer Erzieher, als der er sich versteht, kann er nur dann Zugang zu den »Massen« bekommen, wenn er deren Sorgen und Nöte in seinen erzählerischen Interventionen einzubauen in der Lage ist, gleichzeitig die Sprache der Angesprochenen benutzt und das Material ihres Alltagslebens so bearbeitet, dass Empörung, Rebellion und Befreiung wie selbstverständliche Handlungsweisen in einer kriegerischen, ungerechten Klassengesellschaft erscheinen. Und weil das Weihnachtsfest eine Zeit ist, in der die Herzen und Köpfe der Menschen gerne bereit sind, zu vergeben und den Herrgott einen braven Mann sein zu lassen – wie man in Bayern sagt -, nutzt Eisner jedes Jahr die Gelegenheit, zu Weihnachten den Krieg anzuprangern. Ein Jahr vor den „Vier Königen“ entsteht so »Die Angst der Toten«, eine Erzählung, welche die Bescherung durchs Christkind in den Mittelpunkt stellt.« (aus dem Vortrag von Klaus Weber »Kurt Eisner – Revolutionär des Alltags«)

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Aus: Kurt Eisner (1919). Gesammelte Schriften Bd.1. Berlin: Paul Cassirer Verlag.
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Über den Wanderstammtisch »Bier & Revolution«