Ingmar Niemann ist Lehrbeauftragter für Asienkunde an der Technischen Universität München, für Globalisierungsprozesse an der Hochschule Kempten und unterrichtet Politik- und Wirtschaftswissenschaften an der Budapester Wirtschaftsuniversität und am Münchner New European College.
Hier hören wir ihn im Interview über die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Insbesondere sprechen wir über das Risiko einer globalen Lebensmittelkrise.
Vor der Corona-Pandemie waren rund 135 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Durch Lockdowns und der daraus folgenden Knappheit auf den internationalen Rohstoffmärkten hat sich dieses Bild dramatisch verschlechtert. Denn heute, drei Jahre nach Beginn der Pandemie sind 276 Millionen Menschen akut unterversorgt. Und schon im nächsten Jahr könnten durch die Folgen des Ukraine-Krieges zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Menschen vom Hunger betroffen sein. Mit allen dazugehörigen Folgen: Hunger, Gewalt, Flucht. Das betrifft vor allem den Mittleren Osten und Nordafrika. Einige Länder dieser Regionen sind bis zu 50 Prozent von Weizenlieferungen aus ukrainischer Produktion abhängig. Aber auch Teile Asiens und der Subsahara Region sind stark betroffen.
Sollte der Krieg nicht innerhalb der nächsten vier Wochen beendet sein, so werden große Teile der Welt im Chaos versinken, warnt Ingmar Niemann. Failed States ist hier das Stichwort. Das sind die direkten Folgen des Ukraine-Kriegs, die uns alle betreffen werden, obwohl wir sie heute noch nicht spüren.
Weiterführende Informationen der Vereinten Nationen
Ukraine war unleashing a ‚perfect storm‘ of crises, warns UN chief
https://news.un.org/en/story/2022/04/1116152
UN report: Pandemic year marked by spike in world hunger
https://www.who.int/news/item/12-07-2021-un-report-pandemic-year-marked-by-spike-in-world-hunger
WFP ramping up operations as hunger rises in Ukraine