Am 10. Mai 1933 verbrannten Nazis am Königsplatz Bücher von Berthold Brecht, Heinrich und Thomas Mann und vielen anderen. Seit 1995 wird erinnert mit einem Brandfleck und einer Lesung aus verbrannten Büchern von dieser Schandtat – und vor allem an die Autor*innen, die verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Doch die Zukunft der Aktion scheint ungewiss.
Wie jedes Jahr gibt es anlässlich des Jahrestages der Bücherverbrennung 1933 eine Aktion am Münchner Königsplatz. Wolfram Kastner gestaltete den Brandfleck auf dem Rasen, um kein Gras über die Geschichte wachsen zu lassen. Diesmal war es etwas anders, Corona-bedingt und vielleicht aus anderen Gründen. Wie angekündigt verteilen sich die Leute auf dem Platz vor der Antikensammlung und begannen zu lesen – laut oder leise. Oliver Leeb von der Oskar Maria Graf-Gesellschaft las, wen wunderts, Oskar Maria Graf. Außerdem hören Sie noch Texte von Kurt Tucholsky und Erich Maria Remarque.
Es hat sich was geändert. Letzten Donnerstag wurde die Gedenkscheibe des Künstlers Arnold Dreyblatt auf dem Platz vor der Antikensammlung eingeweiht – nicht öffentlich, aus Pandemiegründen. Allerdings war die Ausschreibung für dieses Denkmal auch nicht öffentlich. So besteht wohl die Gefahr, dass sowohl der Brandfleck oder die Brandfleckaktion wie auch die Lesungen im kommenden Jahr nicht mehr genehmigt werden – mit der Begründung: Es gäbe ja nun ein dauerhaftes Denkmal. Wir sprachen mit Wolfgang Kastner noch kurz über seine Einschätzung der Situation.
Es ist weiterhin notwendig, die Namen der verfemten Autor*innen in das kulturelle Gedächtnis zurückzuholen und ihre Schriften zu lesen, die oft so aktuell sind als wären sie für die Gegenwart geschrieben.