„Jeder Mensch hat einen Namen“

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So heißt das „Gedenkbuch für die Opfer der Shoah aus Giesing und Harlaching 1933-1945“ von Herbert Dandl.

Die Idee zu diesem Werk entstand spontan – bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Novemberpogrome vor drei Jahren in Harlaching. Dandls Historikerkollege Willibald Karl habe damals angemerkt, dass man gar nicht so genau wisse, welche Menschen aus den südöstlichen Isarvierteln von der Shoah, hebräisch für „die Katastrophe“, betroffen waren. Dandl beschloss darauf, Licht ins Dunkel zu bringen. „Ich war ganz schön blauäugig“, bekennt er heute. „Ich ahnte nicht, wie schwierig es wird, das zu erforschen.“ Kurz vor und zu Beginn der Nazi-Herrschaft wohnten circa 10.000 bis 12.000 jüdische Menschen in der Landeshauptstadt, ein Bruchteil davon in Giesing und Harlaching.

Auf der Mahnwache vor dem Obergiesinger ehemaligen Uhrmacherhäusl stellte Herbert Dandl sein Buch am Freitag vor. Anschließend begab man sich auf einen kleinen Stadtspaziergang.

Beitrag des LORA-Magazins vom 14.07.2025 – Länge: 6:37 Min.

Das Buch des Historikers Herbert Dandl über die Geschichte jüdischer Bürger in Giesing und Harlaching trägt den Titel „Jeder Mensch hat einen Namen“. Es erschien vergangenen Oktober. 
In Giesing hatte es jüdisches Gewerbe gegeben, darunter drei größere Kaufhäuser. Das Textilkaufhaus Feuchtwanger lag an der Humboldtstraße 23, der Betrieb der Familie Leiter, ein großes Geschäft für „Weiß-, Woll- und Textilwaren“, am heutigen Eck Silberhornstraße/Tegernseer Platz. Lina und Emil Katz unterhielten ihren Laden mit dem Namen „Emanuel Klein“ an der TeLa nahe Ostfriedhof.
Die Katzens flohen in die USA, Max Leiter kam ins KZ Dachau, wurde wieder freigelassen und emigrierte 1939 in die Staaten. Die Feuchtwangers konnten nicht fliehen: Die Kaufmänner Sigmund und Max sowie dessen Frau Pauline wurden 1941 nach Kaunas, Litauen, deportiert und ermordet.