Kinostart von „Cinema Jenin“ am 28. Juni

Von Marcus Vetter stammt schon der Film „Das Herz von Jenin“. Der Film erzählt die Geschichte des Palästinensers Ismail Khatib. Im Jahr 2005 wurde sein elfjähriger Sohn Ahmed im Norden des Palästinensergebietes im Flüchtlingslager von Jenin von einem israelischen Soldaten erschossen. Khatib entschloss sich, die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu spenden.

Am 28. Juni 2012 kommt Marcus Vetter neuer Film „Cinema Jenin“ in die deutschen Kinos.
Das Kino in Jenin galt als eines der bedeutendsten Lichtspielhäuser in Palästina, bis es mit dem Ausbruch der ersten Intifada im Jahr 1987 geschlossen wurde.
Der Traum, das alte Kino in Jenin in der Westbank wieder zu einem Kulturzentrum aufzubauen, wurde im August 2010 Wirklichkeit. Initiatoren des Projekts waren der Regisseur Marcus Vetter und der Jeniner Ismael Khatib.
Der Film zeigt wie Marcus Vetter mit dem Übersetzer Fakhri Hamad NGOs und andere Organisationen aufsucht, um das Geld für den Wiederaufbau des Kinos zu sammeln. Das „Vertretungsbüro der Bundesrepublik Deutschland“ in Ramallah nimmt das Projekt in seine Initiative „Zukunft für Palästina“ auf.
Nicht nur die Vertragsverhandlungen mit den Besitzern des Kinogebäudes gestalten sich sehr zäh.
Juliano Mer Khamis vom Freedom Theatre im Flüchtlingslager Jenin erzählt, dass es auf dem Weg zur „Normalisierung“ zwischen Palästina und Israel nicht um ein „paar Stunden Spaß“ im Kino ginge, sondern um „Befreiung“. Für eine Kooperation mit Israel sei es noch zu früh. Die palästinensischen Menschen bluteten noch. „Das Kino muss zum Werkzeug des Widerstands oder zu einer radikalen, kritischen Stimme Palästinas werden.“, so Juliano Mer Khamis.
donationsEin Gästehaus wird für die Deutschen, die beim Wiederaubau helfen, eingerichtet. Eine Delegation aus Brandenburg kommt zu Besuch und bringt als Geschenk eine Solaranlage für das Kino mit. Ministerpräsident Matthias Platzeck hält im noch ziemlich ramponierten Kinosaal hinter einem – wie mitgebracht wirkenden – Podium eine Rede, was ziemlich skurril wirkt. Die Kulturen prallen aufeinander. Marcus Vetter klärt die HelferInnen auf, dass kein Alkohol getrunken werden dürfe. Später kursieren unter den PalästinenserInnen Gerüchte, das im Gästehaus Hasch verkauft worden wäre. Das Misstrauen ist groß. Den Projektverantwortlichen wird eine Kooperation mit Israel unterstellt.
Ein us-amerikanischer Jude will parallel zum Kino eine Filmschule gründen. Ein Palästinenser schlägt Rainer Werner Fassbinder als Dozenten vor. Der Jude befindet Wim Wenders als passender, weil der am Leben sei. Der Palästinenser gibt nicht auf. Fassbinder könnte in Jenin auferstehen, viele Wunder seien dort schon geschehen.
Der Palästinenser spricht weiter: „Lassen wir unsere Identität hinter uns! Gehen wir die Dinge als Künstler an!“ Der Name für die Filmschule? „Wir nennen sie Rosa Luxemburg-Schule.“ (der Jude) „Mao Tse-Tung-Schule“ (der Araber)
Mit einem Mufti werden die Filme gesichtet. Darf ein Film mit einer Kussszene im Jeniner Kino gezeigt werden? (Die Frage wird im Film nicht beantwortet werden.)
Marcus Vetter fragt Ismael Khatib: „Ist Jenin bereit, Israelis zur Eröffnung einzuladen?“ Er antwortet „natürlich“, trotzdem 95% der Israelis den Krieg gegen Gaza unterstützten.
Zur großen Eröffnungsfeier des wieder erbauten Kinos am 5. August 2010 werden auch einige israelische Menschen da sein.
jeninMarcus Vetters engagierter Film ist eine Verbeugung vor allen, die sich für das Jeniner Kino eingesetzt haben. Und es ist eine Reminiszenz an die, die während der Entstehung des Films getötet wurden.
Im Rahmen der Verleihung des „Bernhard Wicki Filmpreises – Der Friedenspreis des Deutschen Films“ auf dem Filmfest München  2011 wurde erstmals ein nicht dotierter Sonderpreis für ein Projekt an „Cinema Jenin“ vergeben. Der Preis wurde mit „Standing Ovations“ verliehen und würdigt künstlerische Arbeiten, die Brücken schlagen und sich durch Inhalte und filmische Kraft auszeichnen.
Weitere Informationen zum Film auf www.cinemajenin.org
In München wird „Cinema Jenin“ im Kino Monopol in der Schleißheimer Straße 127 gezeigt.

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filmpresse meuser, Senator Film Verleih