Der verkehrte Verkehrsminister kommt in den australischen Dschungel – Kommentar

Kommentar von Fabian Ekstedt – 08.01.2020 – 3:41 Min.

Wer hätte das gedacht? Das Jahr fängt schlecht an und geht schlecht weiter. Vom Feuer im Affenhaus über brandgefährliche und kriegstreiberische Aktionen in Irak und Iran hin zu rießigen Buschfeuern in Australien. Überall brennt es.
Ein Glück, dass uns ab Freitag wieder Ablenkung geboten wird.
Das Dschungelcamp oder genauer: „Ich bin ein Star holt mich hier raus“ geht wieder auf Sendung. Und beliefert uns mit Ekel-Gehirnabschalt-Unterhaltung mitten aus dem Australischen Dschungel. Mit dabei in dieser 14. Staffel des Quoten- und Werbelieblings auf Deutschlands Bertelsmann-Sender ist zum ersten Mal auch ein Politiker.
Und zwar nicht irgendein Hinterbänkler, sondern ein ehemaliger Verkehrsminister: Günther Krause. Der war 1990 Parlamentarischer Staatssekretär beim Ministerpräsidenten der DDR und mit Wolfgang Schäuble Verhandlungsführer beim deutsch-deutschen Einigungsvertrag, von 1990 bis 1991 Bundesminister für besondere Aufgaben und von 1991 bis zu seinem Rücktritt 1993 Bundesminister für Verkehr.
Das sind Worte die man aktuell gerne in einem Satz hört: Bundesminister für Verkehr und Rücktritt. Jedoch sind Krauses Affären, die ihn zum Rücktritt und aktuell wohl in den Dschungel getrieben haben, scheinbar nicht so schlimm wie die Maut-Affäre von Andi Scheuer. Es gab zwar einige, aber keine davon scheint an die vermeintliche halbe Milliarde Euro ranzukommen, für die die Steuerzahler*innen aufgrund von Scheuers vorzeitigen Tintenergüssen auf Mautverträgen wohl noch aufkommen müssen. Bei Krauses sogenannter Umzugs-Affäre im Jahr 1991 ging es Beispielweise um 6000 DM Umzugkosten die er sich vom Staat finanzieren lies. Darüber hinaus gab es mit Krause noch eine Raststättenaffäre und eine Autobahn-Affäre.
Die Dichte der Affären haben ihn damals zum Rückzug aus der ersten Reihe getrieben. Aber wie allen Bundesdeutschen Verkehrsminister ist es ihm seit dem nicht schlecht ergangen. Und jetzt sieht sich eben jener Günther Krause berufen im grausigsten Format des Fernsehprogramms teilzunehmen.
Unter anderem um einige Dinge richtig zu stellen. „Ich möchte einen Beitrag leisten, dass die Klimahysterie ein bisschen abnimmt.“ lässt er sich dazu beispielsweise auf der RTL-Website zitieren.
Es wird also ein heißer Fernseh-Winter: Im Australischen Dschungel wird ein ehemaliger Verkehrsminister an einem Lagerfeuer sitzend mit C-F Promis, die Kakerlaken und Straußenanus-Verzehr verarbeiten müssen, über die Klimahysterie sprechen. Währenddessen brennen die Buschfeuer weiter und Milliarden Tiere sterben, leider ohne, dass ihre ekligsten Körperteile von deutschen Aufmerksamkeitsheischern gegessen werden müssen. Und wir behalten uns den Quoten-Hit Andreas Scheuer, der laut Söder als Verkehrsminister gute Arbeit leistet.
Ich allerdings habe noch einen anderen Vorschlag zur Güte: Lasst uns das Dschungelcamp in diesem Jahr absagen und die angsetzten Produktionskosten als Spende an die tapferen Feuerwehrler*innen überweisen. Günther Krause kann meiner Meinung nach auch in Buxtehude mit den anderen Kandidaten über die Klimahysterie diskutieren, genügend unappetitliche Speißen und Challenges würden uns da sicherlich einfallen.
Und zu guter letzt: Wir schicken Andreas Scheuer nach Australien, wo er sich mit Scott Morrison darüber unterhalten kann, ob jetzt ein Tempolimit oder ein Kohleausstieg gegen jeglichen Menschenverstand ist, während die Buschfeuer immer näher kommen und der Meeresspiegel steigt.
Diese Format nenne ich dann: „Ich bin in einer geistigen Sackgasse, holt mich hier raus!“