COVID-19 Lage Anfang Mai

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Pandemie noch nicht beendet, aber den Sprachgebrauch doch deutlich geändert: es heißt jetzt überwiegend „Coronavirus disease (COVID-19) outbreak situation“. Es werden weiterhin weltweit die kumulativen Fallzahlen und die Todesfälle berichtet. Hierbei scheint nun Europa und der amerikanische Kontinent fast gleich auf zu liegen (mit jeweils ca. 1.7 Millionen Fällen). Obwohl die WHO der Impfstoffentwicklung eine Priorität zugeordnet hat, werden inzwischen auch interessante Daten zu Therapiemöglichkeiten mit antiviralen Mitteln berichtet:
HIV-Patienten, die in einem Krankenhaus behandelt werden, gelten als eine besondere Risikogruppe. Dennoch wurde bisher kein Fall einer COVID-19 Infektion bekannt, wenn diese Patienten eine Lopinavir/Ritonavir (LPV/r) Therapie bekommen. LPV/r wird derzeit auch bei HIV-freien Patienten in Studien evaluiert, die Ergebnisse werden aber erst Mitte 2020 erwartet. Die WHO empfiehlt jedoch schon jetzt vorsorglich, dass sich alle HIV-Patienten mit antiretroviralen Medikamenten für die nächsten 6 Monate bevorraten, da demnächst Lieferengpässe auftreten könnten. (https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/question-and-answers-hub/q-a-detail/q-a-on-covid-19-hiv-and-antiretrovirals).
Die WHO empfiehlt FFP2 oder FFP3 Masken OHNE Ausatemventil für Patienten mit COVID-19 Erkrankung, oder für medizinisches Personal, welches die COVID-19 Patienten behandelt. Bei einfachen chirurgischen Masken, oder Mund-Nase-Bedeckung mit anderen Elementen ist laut WHO zusätzlich die Einhaltung von 1 m Abstand und angemessene Händehygiene erforderlich. Derzeit werden Atemschutzmasken für gesunde Menschen von der WHO nicht empfohlen.
Die ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) und das RKI (Robert-Koch-Institut) geben unterschiedliche Einschätzungen der Lage ab. Während ECDC bereits Ende April das Risiko einer schweren Erkrankung durch SARS-CoV2 für die EU als NIEDRIG angegeben hat, wenn physische Abstandsregeln eingeführt worden sind – und selbst bei Abwesenheit solcher Regeln (z.B. Schweden, Weißrussland) ist das Risiko für einen schweren Verlauf nur MODERAT. Hingegen wird für Risikogruppen in besonderen Einrichtungen das Hospitalisierungsrisiko als SEHR HOCH angegeben (https://www.ecdc.europa.eu/en/current-risk-assessment-novel-coronavirus-situation).
Das RKI gibt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als HOCH und für Risikogruppen als SEHR HOCH an. Deshalb wird das RKI ca. 500 sog. Containment Scouts einstellen um die epidemiologische Überwachung der Kontaktpersonen in den Hot-Spots zu verbessern. Leider sollen diese Stellen auf 6 Monate befristet sein, so dass sie vor der zweiten Welle, welche im Winter 2020/21 erwartet wird, wieder entlassen werden. Das RKI empfiehlt seit dem 7.5.2020 das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen „in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum“.
Da die Infektionszahlen sinken, dürfen die Tests auch bei Personen gemacht werden, die keinen Kontakt zu einem nachgewiesenen COVID-19 Fall hatten – als Konsequenz ist die niedrige Rate der positiven SARS-CoV2 Befunde bei den Tests von 15% auf unter 10% gesunken. Die Hospitalisierungsrate liegt bei 18%. Bisher gelten 144.400 als geheilt und 7395 sind an und mit COVID-19 verstorben (Verhältnis 20:1). Das durchschnittliche Alter der Verstorbenen beträgt 81 Jahre und entspricht in etwa der durchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland.
Gegenwärtig liegt die 7-Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner in Bayern bei 9,18. In Deutschland gibt es 3 Hot-Spots mit einem Wert über 50: LK Coesfeld (85), LK Greiz (75) und LK Steinburg (62). Das Ansteckungsgeschehen konzentriert sich auf Krankenhäuser, Altersheime und Fleischfabriken. In 193 Landkreisen liegt der Wert unter 5. Angesichts dieser Entwicklung wird überall der Ruf nach Lockerungen immer stärker und jedes Bundesland will einen eigenen Fahrplan für die Öffnung des Corona-Lock-Downs aufstellen. Die Bundesliga soll wieder spielen und die Öffnung der Grenzen wird auch wieder diskutiert. Das Ziel der Viruseradikation wurde inzwischen vom RKI aufgegeben, denn das gesellschaftliche Leben kann auch mit dem Virus fortgesetzt werden. Abgesehen von den Hot-Spots scheint das passende Stichwort statt der Pandemie doch eher der „globale Fehlalarm“ zu sein.