In dieser Sendung geht es um den Konflikt zwischen ver.di und dem bisherigem Bundesfachgruppenleiter Handel Orhan Akman. Wir wollen wissen: Was ist passiert, dass eine Gewerkschaft fristlos kündigt und sich dabei auf Satzung und Arbeitsrecht beruft?
Drei Kündigungen in Folge, davon eine fristlose Kündigung sowie eine sehr fragwürdige Verdachtskündigung. Wenn eine Gewerkschaft dies tut, dann wollen wir doch einmal nachfragen: Warum will ver.di diesen Mann loswerden?
Orhan Akman ist sicherlich vielen Münchnerinnen bekannt. Schließlich war er sechs Jahre lang Münchner Stadtrat und auch als ver.di Gewerkschaftssekretär für den Einzelhandel ein bekanntes Gesicht. Viele Kolleginnen konnten bei der Gründung von Betriebsräten auf seine Unterstützung und Erfahrung bauen.
Die letzten Jahre leitete er in Berlin auf Bundesebene die Bundesfachgruppe Einzelhandel.
Und hier wird der Fall komplex und teilt sich in mindestens drei Vorwurfsebenen auf:
- Akman erhebt den Vorwurf der Vetternwirtschaft gegen einzelner Funktionär*innen bei ver.di,
- er kritisiert offen, das der Bundesvorstand nichts gegen den starken Mitgliederschwund der letzten zwei Jahrzehnte unternimmt
- und er wünscht sich eine bessere Betreuung vor Ort, mehr Personal dort einzusetzen, wo die Mitglieder sind und dementsprechend eine andere Verteilung der personellen Ressourcen bei ver.di
Zudem möchte er in den Bundesvorstand, um genau dort diese Probleme anzugehen und das gegen den Willen des jetzigen Vorstandes. Und um das zu erreichen, erhebt er seine Vorwürfe und Forderungen nun öffentlich, was in den Gewerkschaften nicht so gerne gesehen wird. Die Kündigungen sind also nicht vom Himmel gefallen.
Seit vielen Monaten hat sich der Konflikt zwischen ver.di Bundesvorstand und Orhan Akman also zugespitzt. Jetzt ist er eskaliert. Warum will die Gewerkschaft ver.di diesen Mann loswerden?
Leider hat uns die ver.di Pressestelle im Vorfeld mitgeteilt, dass sie uns keine Stellungnahme abgeben wird. Wir werden diese im Laufe der Sendung verlesen.
Somit haben wir versucht, in einem ausführlichem Gespräch Hintergründe von Orhan Akman zu erfragen. Das Gespräch führte unsere Kollegin Martina Helbing, die selber bei ver.di aktives Mitglied ist.
Als erstes wollte sie von Orhan Akman wissen, wie es dazu kam, dass er als erfahrener Gewerkschaftsfunktionär von seiner Arbeitgeberin gleich drei Kündigungen erhält.
Typisch, nicht nur im Handel !
Das sollten wir uns ehrenamtliche auf gar keinen Fall gefallen lassen !
So geht es nicht,
Ich fordere zur Unterstützung von Orhan alle auf !
Hallo Hans Peter,
Wie stellst du dir die Unterstützung für Orhan vor? Ich würde gerne dabei sein.
Ich halte dieses Interview für wichtig und notwendig. Was mir aber fehlt, ist eine Darstellung der Kündigungsgründe – oder lagen die noch nicht vor, sollten sie nachgereicht werden?
Ich habe im Interview auch nicht erfahren, wie Orhan sich konkret Oppositionsarbeit innerhalb von ver.di vorstellt. Er spricht von „organisierter Oppositionsarbeit“, das finde ich etwas fragwürdig. Ich habe mich auch als „Oppositionelle“ verstanden (das hat mir ein Ausschlussverfahren eingebracht), aber organisierte Opposition birgt für mich zumindest den Verdacht auf Fraktionsbildung – da ist es nicht sehr weit bis zur Spaltung.
Es wäre gut, mehr über die Hintergründe, auch evtl. personelle, zu erfahren. Dass ver.di nur schlicht einen Migranten im Bundesvorstand verhindern will, kann ich nicht glauben.
Werden wir noch mehr zur „Causa Orhan“ erfahren? Das fände ich wichtig und dringend notwendig.