Eine Sendereihe von und mit Ulrich Seibert
Sendung am Mittwoch, 25.12.2024 um 16:02 Uhr (UKW und Internet-Stream)
Wiederholungen am
- Donnerstag, 26.12., 01:00 Uhr und 08:00 Uhr (DAB+ und Internet-Stream)
- Samstag, 28.12., 23:00 (Internet-Stream)
Die Münchner Kultband Embryo
Ich freue mich darauf, am ersten Weihnachtsfeiertag Marja Burchard, die Leiterin der Münchner Band Embryo, bei mir im Studio begrüßen zu dürfen. Embryo ist alles andere als eine gewöhnliche Band, sie verweigert sich Genre-Schubladen ebenso wie auch dem kommerziellen Gewinnmaximierungsgedanken der Musikindustrie und dennoch: Im November dieses Jahres hat sie 55jähriges Bestehen gefeiert.
Was macht diese Band so außergewöhnlich? Zunächst mal: Sie ist gut! Sie ist wirklich gut! Die mitwirkenden Musiker*Innen verstehen allesamt ihr Handwerk, beherrschen ihr Instrument aus dem Effeff, sie spielen mit Routine, haben sich aber dennoch die Freude am Spielen erhalten und das spürt man auch im Publikum. Und sie groovt, sodass es schwerfiele, sich dem Rhythmus zu entziehen, käme man denn auf die absurde Idee, das versuchen zu wollen.
Die Einflüsse, denen sie unterlegen haben, sind enorm. So haben sie auf einem Festival mit Jimi Hendrix gespielt … und nicht nur mit ihm. Etwa 400 verschiedene Musiker haben im Laufe der Jahrzehnte mit der Band gearbeitet, manche nur in einer Gastrolle für eine Aufnahme oder einen Gig, manche sind jahrelang dabei geblieben. Einige davon waren auch sehr bekannt oder sind später berühmt geworden wie Hermann Breuer, Charlie Mariano, Sigi Schwab, Dave King, Lothar Meid, natürlich das Münchner Urgestein Titus Waldenfels oder der Perkussionist Trilok Gurtu, um nur eine kleine Auswahl zu präsentieren. Diese Musiker kamen und kommen nach wie vor aus den unterschiedlichsten Musikgenres und Kulturkreisen wie beispielsweise aus dem Maghreb, Indien, China, natürlich auch den USA oder Deutschland.
Dementsprechend ist eine Genre-Einordnung eher … schwierig. Gerne wird der Band das Etikett Krautrock aufgedrückt und sie kokettiert damit bis heute. Doch das trifft kaum den Kern und wenn, dann nur aus einem historischen Kontext heraus. Die Band hat vielmehr eine Vorreiterrolle eingenommen, sie hat bereits die Einflüsse von Rock und Jazz zu einem neuartigem Amalgam verschmolzen, als in Deutschland noch kein Mensch von Jazzrock oder Fusion gesprochen hat, einer Musikrichtung, die ab Mitte der 60er Jahre beispielsweise von Miles Davis erstmals erforscht wurde. Sie hat, zumal auf ihren langen Konzertreisen durch Indien und in andere Weltregionen auch musikalische Elemente aus diesen Ländern in sich aufgesogen und dem Begriff „Weltmusik“ Bedeutung verliehen, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Embryo steht für kulturelle und menschliche Offenheit, sie steht für Integration und die Freude am Leben selbst, sie steht für Liebe und Zärtlichkeit und kann es trotzdem so richtig krachen lassen.
Zusammen mit Marja Burchhard, der Tochter des Bandgründers Christian Burchard, die schon als Kleinkind mit der Band und ihrer Musik aufgewachsen ist und die den Nachlass ihres Vaters nahtlos fortführt, versuche ich, ein kleines Stück des Phänomens Embryo zu zeigen und natürlich auch, ein paar Songs der Band zu spielen. Ein besonderes Highlight: Zwei dieser Songs sind bislang unveröffentlicht und werden in dieser Sendung erstmals einem Publikum präsentiert. Grund genug für die Fans, mal reinzuhören und erst recht natürlich für alle diejenigen, die noch nie etwas von der Band gehört haben, ein echtes Highlight Münchner Kultur kennenzulernen.
Die Playlist:
- Januar (Album Auf, auf, 2022)
- Revolutions – The Only Way (Album Opal, 1969)
- Road to Asia (Album Embryo’s Reise, 1979)
- Ticket to Bollywood (bisher unveröffentlicht)
- Auf, auf (Album Auf, auf, 2022)
- Tausendfüßler (Album Embryo’s Rache, 1971)
- 16-Beat Jam (bisher unveröffentlicht)
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