Filmfest-Splitter

ffm_logo10Der französische Regisseur Bertrand Tavernier stellte auf dem Filmfest München seinen Film „Die Prinzessin von Montpensier“ vor. Der Film beruht auf der Novelle von Madame de La Fayette. Es geht unter anderem um die Würde und die Rechte von Frauen.

ffm_btDer französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy äußerte, dass dieses Buch nichts für den einfachen Menschen von der Straße wäre. Er brillierte mit der Frage, warum Zeit verschwendet würde, „diesen Leuten Kultur beizubringen“. Eine Welle der Empörung brach in Frankreich los. Der Verlag konnte mit einem Nachdruck des Buches das gestiegene Interesse befriedigen. Menschen trugen Buttons mit der Aufschrift „Ich habe LA PRINCESSE DE MONTPENSIER gelesen“.
Sarkozy hat seine abfälligen Bemerkungen sehr bereut.
In der Filmfest-Veranstaltung Filmakers Live vermutete Bertrand Tavernier, dass Sarkozy das Buch nie gelesen habe. Sonst hätte er Angela Merkel bei ihrem ersten Treffen anders behandelt. Sarkozy hatte sich ihr gegenüber sehr unhöflich verhalten.
Auf dem Foto (von links nach rechts): Filmfest-Programmteam-Mann Robert Fischer, Regisseur Bertrand Tavernier und die Dolmetscherin

30 Jahre danach: Die Blechtrommel

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Regiegespräch Filmmakers Live: (von links nach rechts) Filmfest-Programmteam- Mann Robert Fischer, Regisseur Volker Schlöndorff, die Schauspieler David Bennent und Mario Adorf sowie der Kameramann
Auf dem Filmfest wurde der Director’s Cut von Volker Schlöndorffs „Blechtrommel“ vorgestellt. Der Industriestandard des Jahres 1979 erforderte eine Filmlänge, der einige wichtige Szenen zum Opfer fielen.
Die Standards wurden geändert und so ist die Fassung des Jahres 2010 18 Minuten länger: 163 Minuten. Das Filmmaterial war noch vorhanden, nur der Ton fehlte. Alle SchauspielerInnen von damals sprachen die Szenen nach. Regisseur Volker Schlöndorff sagte dazu, dass Stimmen nicht so schnell altern würden wie Gesichter. Nur Katharina Thalbachs Stimme sei zigaretten- und alkoholbedingt nicht einsetzbar gewesen, behauptete Schlöndorff. Ihre Tochter Anna – auch Schauspielerin – übernahm das Sprechen der Szenen.

Vor allem Mario Adorf war sichtlich gerührt, dass Szenen die ihm so wichtig waren nun endlich in der neuen Fassung enthalten sind.


ffm_dbDavid Bennent spielte Oskar Matzerath, den Jungen, der nicht mehr wachsen wollte. Er war – als „Die Blechtrommel“ gedreht wurde – elf  Jahre alt. Er wurde wie seine Eltern und Schwester Schauspieler. Heute spielt er unter anderem am Renaissance Theater Berlin und am Thalia Theater in Hamburg.


ffm_vsDie „Skandale“ Volker Schlöndorffs:
Inge Viett, Angehörige der Bewegung 2. Juni und der RAF, saß von 1992 bis 1997 im Gefängnis. Schon während ihrer Haftzeit erschien ihr erstes Buch. Schlöndorff benutzte Motive aus ihrer Autobiographie für seinen Film „Die Stille nach dem Schuss“. Viett warf ihm und dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase in der konkret 4/2000 vor, ein Plagiat begangen zu haben. Die beiden Parteien konnten sich außergerichtlich einigen.
Im Jahr 2007 verfilmte Schlöndorff das Leben der polnischen Werftarbeiterin Anna Walentynowicz – gegen den Widerstand von Anna Walentynowicz.
In Polen hatte der Film bereits vor Erscheinen kontroverse Stellungnahmen hervorgerufen, z.B. wollte Anna Walentynowicz die Dreharbeiten gerichtlich verbieten lassen. Walentynowicz wurde bis zum Beginn der Dreharbeiten nie angesprochen und fand einige Passagen des Filmes inakzeptabel. Sie verlangte, dass vor und nach jeder Vorführung eingeblendet würde „Dieser Film ist gegen den Willen von Anna Walentynowicz entstanden“ und forderte von Schlöndorff eine Million Dollar Entschädigung.
In einem Interview mit der Märkischen Allgemeinen vom 2. Dezember 2008 zog Schlöndorff als DEFA-Abwickler über deren Filmerbe her „… die Defa-Filme waren furchtbar. Die liefen damals in Paris, wo ich studierte, nur im Kino der kommunistischen Partei. Wir sind da reingegangen und haben gelacht.“

Mehr dazu
Schlöndorffs Hass in der Berliner Zeitung am 10. Dezember 2008
Eine Debatte über die Qualität der Filme aus den Babelsberger Ateliers in der Märkischen Allgemeinen am 12. Dezember 2008
150 Regisseure und Schauspieler unterzeichnen Protestbrief an Schlöndorff
in der Märkischen Allgemeinen am 12. Dezember 2008