10 Jahre „Club Voltaire München“

cv_z_f1cv-muc_logo_upleftSeit zehn Jahren bereichert Petra Finsterle die linke und kulturpolitische Szene Münchens mit dem Club Voltaire und seinem vielfältigsten Veranstaltungsangebot. Michaele Siebe steht seit etwa sechs Jahren an ihrer Seite.

Darüber, wer sie sind, schreiben sie auf der Webseite des Club Voltaire:
„Wir wollen Münchens politische Kulturszene bereichern. Unsere Absicht ist es, einen Freiraum zu schaffen, an dem sich emanzipatorischer und politischer Anspruch mit sinnlicher Freude und Genuss decken. Denn der Name Voltaire stand und steht für Aufklärung. 1789, um die Menschen aus den Fesseln der Religion und der Herrscher von Geburt und Gottes Gnaden zu befreien. Heute, um den Einzelnen aus den Fesseln der Geldökonomie und der zunehmenden Einschränkung durch soziale und politische Stellvertretersysteme zu befreien.
Deshalb werden Veranstaltungen angeboten, die intellektuelles Vergnügen bedeuten und gleichzeitig die Sinnesfreude ansprechen. In einer Interviewreihe kommen Zeitzeugen zu Wort. Literarische Lesungen und politische Vorträge werden in einen kulturellen Rahmen mit wechselnder Besetzung eingebunden. Wir haben uns als Ort das Fraunhofertheater in München ausgesucht, weil es traditionsgemäß für ein experimentierfreudiges, wildwüchsiges und unabhängiges Programm steht.“

cv_z_f2Am 12. März 2012 stand der Kabarettist, Autor und Schauspieler Sigi Zimmerschied zum wiederholten Mal auf der Bühne des Theaters im Fraunhofer. In dem kleinen Hinterhoftheater in der Münchner Fraunhoferstraße findet der Großteil der Veranstaltungen des Club Voltaire statt. Gastspiele gab es zum Beispiel im ein Stockwerk tiefer gelegenen Werkstattkino.
Fotos: Petra Finsterle mit Sigi Zimmerschied in der Veranstaltung am 12. März 2012. Zimmerschied las und spielte ein Manuskript, das der Bayrische Rundfunk abgelehnt hatte. Das Publikum sei zu dumm für sowas, hieß es.

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Veranstaltungshinweis

Montag, den 19. März 2012, 20 Uhr
Filmvorführung
mit CHRISTOPH BOEKEL
BLICKE IN DIE HÖLLE – Eine Reise durch die Architektur des Krieges.
Teil 1 + 2
Buch und Regie: Christoph Boekel.
90 Minuten

Krieg ist die Geschichte sich stetig aufschaukelnder Beziehung zwischen Angriffs- und Verteidigungsmitteln. Christoph Boekel hat sich ausgehend von den Erzählungen seines Großvaters aus dem 1. Weltkrieg – dem Stellungskrieg vor Verdun –, auf die Suche nach den Überresten europäischer Militärarchitekturen begeben.
Es sind daraus zwei essayistische, sehr persönliche Filme entstanden, die nicht enzyklopädisch Militärgeschichte abhandeln, sondern mit filmischen Mitteln assoziativ die Entwicklung militärischer Strukturen aufzeigen. Denn jede militärische Architektur – im weitesten Sinne – trägt die Geschichte vorangegangener Kriege in sich: der Krieg ist für das Militär ein Laboratorium. Die Palette der sichtbaren Zeugnisse reicht von den mittelalterlichen Stadtmauern zu den sternförmig bastionierten Stadtbefestigungen der Renaissance, der Transformation der 1916 hart umkämpften Forts von Verdun in die gigantischen Landesbefestigungen der Maginotlinie und des Westwalls bis hin zu Hitlers in Beton gegossenem Wahn, mit dem Atlantikwall einen ganzen Kontinent befestigen zu können.
Boekels Betrachtungen führen weit zurück in die Geschichte: zum Teppich von Bayeux mit Darstellung der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066. Gekämpft wurde auch damals mit modernsten Mitteln: Schwert, Pfeil und Bogen, Streitaxt. 36 Generationen liegt das zurück, nicht mehr.
In der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts erleben die Menschen innerhalb von nur zwei Generationen eine ungeheure Zunahme an industriellen Kriegsmitteln und Zerstörungspotentialen: Bombergeschwader, Panzer, die Anfänge der elektronischen Kriegsführung, die ersten Raketen, schließlich die Atombombe.
Wo stehen wir heute?
Der Regisseur ist zum anschließenden Gespräch anwesend.
Club Voltaire, Fraunhoferstraße 9, Rückgebäude

Fotos: Felicitas Hübner