Die Diktatur des Monetariats
Eine Sendereihe von und mit Buchautor Ulrich Seibert
Sendung am Mittwoch, 15.1.2025 um 21:00 Uhr.
Wiederholungen: Do., 16.1., 06:00 Uhr und 15:00 Uhr (DAB+ und Livestream), Sa., 18.1., 20:00 Uhr und So., 19.1. um 11:00 Uhr (beide nur im Livestream)
Unser derzeitiges Wirtschaftssystem (aber auch der Staatskapitalismus chinesischer oder russischer Prägung) ist geprägt von zwei dominanten Aspekten, die sich beide als äußerst verhängnisvoll für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen auf dem Planeten Erde erweisen:
- Stetes Wachstum, ein Aspekt, den wir regelmäßig thematisieren und der tatsächlich überlebensnotwendig ist für jede Art von Kapitalismus oder – weiter gefasst – überwiegend privater Marktwirtschaft. Ohne Wachstum bricht ein solches System in sich zusammen.
- Lineares Wirtschaften, Stichwort „Wegwerfgesellschaft“. Wir nehmen Ressourcen des Planeten, Rohstoffe und Energieträger, produzieren mit menschlicher oder maschineller Arbeitskraft Produkte daraus, die wir verbrauchen und nach Gebrauch entsorgen, sprich, wir werfen sie weg; aus dem Blick, aus dem Sinn.
Wegen des nötigen Wachstums konsumieren wir immer mehr, wir werden dazu ja auch massiv angeregt, beispielsweise durch Werbung oder gar durch politische Einflussnahme oder auch dadurch, dass die Lebensdauer eines Produkts immer weiter sinkt, sei es durch geplante Obsoleszenz, schlechtes Design oder schlichtweg wegen sich verändernder Modetrends. Dadurch werfen wir auch immer mehr weg und beide Faktoren, die höhere Produktion (und der dadurch immer höhere Konsum) und die ansteigenden Abfallmengen sind das, was die großen Menschheitsprobleme überhaupt erst verursacht hat und … weiterhin verursacht, obwohl die Wissenschaft uns mittlerweile seit über 50 Jahren vor den Konsequenzen unseres Tuns warnt.
Sicher, es gibt Ansätze für eine Kehrtwende, so gilt die EU als ein weltweiter Vorreiter, um die lineare Produktionsweise der Gegenwart zu transformieren in eine Kreislaufwirtschaft, mittels derer auf verschiedenen Ebenen versucht wird, den Ressourcenverbrauch der Menschheit massiv einzubremsen.
Doch bei einem Fahrzeug, das in rasendem Tempo auf einen Abgrund zufährt, reicht es nicht aus, etwas langsamer zu fahren, wenn die Richtung, in die dieses Fahrzeugs fährt – nämlich auf den Abgrund zu -, beibehalten wird; bremsen kann dann bestenfalls dazu führen, dass wir die Kurve noch kriegen, aber letztlich entscheidend ist der Kurswechsel. Bremsen allein wird das Unvermeidliche bestenfalls ein klein wenig hinauszögern.
Nun gibt es ein Konzept, das, flankierend zur Kreislaufwirtschaft, einen Kurswechsel einleiten könnte, wenn genügend Menschen dieses umsetzen würden, nämlich das der Suffizienz, der Strategie des Maßhaltens, wie mein Gesprächspartner dieser Sendung, Prof. Dr. Florian Hörmann von der Technischen Hochschule Augsburg, den Begriff definiert.
Doch was bedeutet das konkret? Heißt das, dass wir auf alles Liebgewonnene verzichten müssen? Hängt nicht unser Glück im Kapitalismus maßgeblich am Konsum beziehungsweise an der Möglichkeit, jederzeit konsumieren zu können? Was bedeutet das für unsere persönliche Freiheit? Kann sich die Menschheit Reichtum – wie immer der auch definiert sein mag – überhaupt noch leisten, wenn man davon ausgehen muss, dass der Konsum proportional zum erzielten Reichtum ansteigt? Steht dieses Konzept nicht im diametralen Widerspruch zum Wachstumsgebot des Kapitalismus und würde somit im schlimmsten Fall zu Krisen wie Massenarbeitslosigkeit und Elend führen?
Natürlich können nicht alle relevanten Aspekte in einer Sendung von einer Stunde behandelt werden, daher hier ein paar Links / Hinweise, die Florian für euch ausgesucht hat:
- Modell der Kreislaufwirtschaft, wissenschaftlicher Dienst des europäischen Parlaments
- Gesamtrohstoffproduktivität laut Umweltbundesamt
- 5 Minuten fürs Klima (Trailer auf Youtube)
- 5 Minuten fürs Klima, Wie wir reisen können (Youtube-Video)
- Maike Sippel, Besser übers Klima reden: 10 wissenschaftlich belegte Regeln (PDF)
- Hörmann, F.; Kuschke, R. (2023): Ein neues Produktionssystem für industrielle Konsumgüter. Nachhaltiges Wirtschaften und ethische Normen. In: ökologisches Wirtschaften /02. S. 47–50.
Natürlich gibt es auch wieder Musik, dieses Mal von Billy Idol, den Toten Hosen und Cornelius Claudius Kreusch.
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