50 Jahre „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ als Livestream

Jubiläumsveranstaltung am 19. November 2021, ab 16:00 Uhr mit Lesungen, Liedern, Berichten und Geschichten

Als Präsenzveranstaltung im letzten Jahr geplant, holt der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt sein 50-jähriges Jubiläum nach – als Hybridveranstaltung mit Präsenzmeetings in Nürnberg/Fürth und München, mit Grußworten aus Dortmund und Zuschauern aus der deutschsprachigen Welt.

Gefeiert wird mit Liedern, Lesungen aktueller Texte sowie eine Textrevue durch die letzten 50 Jahre. Dabei wird eine Brücke geschlagen, die vom morgen über heute zum gestern führt und wieder zurück in die Gegenwart.

Teilnehmen kann man über diesen Link: oder die Homepage: https://werkkreis-literatur.de/de/home/

Bücher zur Arbeitswelt

Hintergrundinfos:

Der Gedanke sich gegenseitig Texte vorzulesen, zu bearbeiten und auszutauschen, unter gleichberechtigten Schreibendenden, war eine Erfolgsgeschichte, die in vielen literarischen Gruppierungen  später aufgenommen und nachgeahmt  wurde.

Nebst der Arbeitswelt wurden Texte über alles verfasst: Frieden, Liebe, Emanzipation,

Um den Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, e. V. ist es natürlich stiller geworden, in den 70 ern Jahren waren viele im politischen Aufbruch. Aber es gibt in noch mit Werkstätten in München, Nürnberg und Berlin.

Geschichte:

Der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt wurde am 7. März 1970 in Köln von Erasmus Schöfer (Köln), Horst Kammrad (Berlin), Peter Schütt (Hamburg) sowie mehreren Ruhrpott-Autoren mit Unterstützung von Günter Wallraff, Max von der Grün, Erika Runge, Angelika Mechtel u.a. gegründet. Die Initiatoren, meist aus der Dortmunder Gruppe 61 hervorgegangen, wollten nicht nur die betriebliche Arbeitswelt zum Thema der Literatur machen, sondern die Betroffenen selbst ermutigen und in örtlichen Werkstätten befähigen, sich schreibend mit ihrer gesamten Lebenswelt und den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinander zu setzen. Angestrebt wurde eine über dokumentarische Berichterstattung hinausgehende, den Emanzipationskampf von Gewerkschaften, Protestbewegungen und Bürgerinitiativen um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen unterstützende, vor allem operative Literatur. Die ersten Werkstätten entstanden im Ruhrgebiet, Berlin und Hamburg.

Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) beschloss auf seinem ersten Kongress 1970 in Stuttgart auf Antrag von Erasmus Schöfer, Heinrich Böll, Martin Walser u.a., dass die Berufsschriftsteller den Werkkreis unterstützen sollen. Auch ein Grafik-Werkkreis wurde noch 1970 gegründet.

Schreibaufrufe führten 1970/71 zu ersten Sammelbänden bei Rowohlt („Ihr aber tragt das Risiko“) und im Piper-Verlag („Ein Baukran stürzt um“, „Lauter Arbeitgeber“). Die Fischer-Taschenbuch-Reihe des Werkkreis hat Literaturgeschichte geschrieben: Zwischen 1973 und 1988 veröffentlichten die Werkstätten 60 Bände mit Romanen, Geschichten und Gedichten in einer Gesamtauflage von weit über einer Million Bücher. Dazu kam der von Martin Walser herausgegebene Band „Die Würde am Werktag“. Es folgten die „Neue Kollektion“ und Sammelbände u.a. im Bund-Verlag, der Europäischen Verlagsanstalt, Büchergilde Gutenberg, Asso-Verlag, Kulturmaschinen und vielen kleineren Verlagen.

Mit dem Niedergang der Industriegebiete an Rhein und Ruhr verlagerte sich der Schwerpunkt des Werkkreises in den Süden Deutschlands. Die Werkstätten München, Augsburg und Nürnberg wurden federführend und publizierten meist aus Schreibaufrufen hervorgegangene Lesebücher wie „Land der Amigos“ (1995), „Uns reichts“ (2001), „Nürnberger Lesebuch für Literatur der Arbeitswelt“ (2007), „Nur das halbe Leben“ (2010), „Nachdenken über NSX“ (2014) und aktuell zur digitalen 4. Industriellen Revolution: „Nachdenken über 4.0“ (2019).

Unter dem Titel „works & circles“ veranstaltet das Fritz-Hüser-Institut der Stadt Dortmund für Literatur und Kultur der Arbeitswelt seit März 2020 zahlreiche weitere Veranstaltungen zum Werkkreis-Jubiläum, u.a. in Dortmund, Berlin, Essen, Sulzbach-Rosenberg und bei der Leipziger Buchmesse. (Mehr Informationen unter fhi.dortmund.de).

Aufgerufen hatte das Hüser-Institut auch zum Schreibwettbewerb „TextArbeit“ (mit Workshops) für Jugendliche und jüngere Autor*innen von 14 bis 21 Jahre.

Im Fritz-Hüser-Institut werden deutschsprachige Literaturen der Arbeitswelt gesammelt, erschlossen, untersucht und der Forschung wie der interessierten Öffentlichkeit bereitgestellt. Die vier tragenden Tätigkeitsbereiche sind literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung, Bibliothek, Archiv und Literaturvermittlung. Eine Spezialbibliothek umfasst über 40.000 Bände zu Literaturen der Arbeitswelt seit dem 16. Jahrhundert und wird laufend ergänzt.