Die Diktatur des Monetariats
Eine Sendereihe von und mit Buchautor Ulrich Seibert
Sendung am Mittwoch, 21.9.2022, 21:00 Uhr
In der zweiten Sendung des Themenkomplexes über die Akteure des Neoliberalismus wenden wir uns den Treuhändern des Monetariats zu, also denjenigen, die das Kapital der Reichen und Superreichen verwalten und mehren. Dabei sticht eine Firma ganz besonders heraus: Der gigantische US-Finanzjongleur Blackrock.
Blackrock ist nicht nur riesig und bestens vernetzt, Blackrock ist allein in Deutschland (!) Großaktionär in allen DAX-Konzernen. Die Firma unterliegt keiner Aufsicht, sie ist an keinerlei Auflagen gebunden, ihre Geschäfte finden weitgehend intransparent statt, was soweit geht, dass sie sogenannte „Dark Pools“ betreibt, in denen Wertpapierhandel an den traditionellen Börsen (und ihrer Aufsicht!) sowie an den Finanzbehörden vorbei abgewickelt wird. Keine einflussreiche Firma, in denen Blackrock nicht das Sagen hätte, auch, beziehungsweise schon gar nicht, wenn es sich dabei um unmittelbare Konkurrenten handelt. Konkurrenz ist ja wohl die Essenz der Marktwirtschaft, so heißt es. Sicher, im Neoliberalismus geht es generell nicht um Konkurrenz, sondern um das Erreichen einer möglichst hohen Marktmacht, um sich einer Konkurrenzsituation eben gerade nicht mehr stellen zu müssen, was bekanntlich die Profite sprudeln lässt; die extrem hohe Zahl der Monopole oder Oligopole in nahezu allen bedeutenden Branchen unserer Volkswirtschaft belegt das mehr als anschaulich. Dennoch ist Konkurrenz nach wie vor das offizielle Feigenblatt der neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler oder Politiker. Doch auch das ist mittlerweile vertrocknet und zerbröselt, denn Common Ownership (ein Eigentümer hält maßgebliche Anteile an konkurrierenden Firmen) bedeutet, dass ein Großaktionär wie Blackrock auf die Geschäftsleitung der konkurrierenden Parteien Einfluss nehmen kann … zum Wohl der jeweiligen Anteilseigner und zulasten der Kunden und Verbraucher. Somit entsteht eine Monopolisierung der Wirtschaft, der kein Staat etwas entgegenzusetzen vermag. Das Märchen von der freien Marktwirtschaft hat sich im Neoliberalismus endgültig als ein solches herausgestellt, zumindest scheinen wissenschaftliche Studien (z.B. diese hier …) diese Tendenz zu belegen.
Das ist aber noch nicht alles. Auch mit Hilfe ihrer Datenbank und -analysesoftware Aladdin hat Blackrock sich einen enormen Informations- und Wissensvorsprung erarbeitet, der der Firma als Sprungbrett in die politischen Entscheidungsgremien der gesamten westlichen Welt gedient hat und wo sie Bewertungen über Banken und andere Firmen abgibt, an denen sie selbst nicht nur beteiligt ist, sondern auch am Handel mit Papieren dieser Firmen verdient, der wiederum von den von Blackrock vorgenommenen Bewertungen abhängt … ein Geschäftsfeld, in dem sie nun darüber hinaus weiteres Insiderwissen sammelt. Offiziell bestreitet Blackrock solcherlei Interessenskonflikte, doch … wer könnte die Richtigkeit dieser Aussage auch nur im Ansatz überprüfen?
Mein Gesprächspartner in dieser Sendung ist der Buchautor, Publizist und Philosoph Dr. Werner Rügemer, dessen Expertise insbesondere bei den Akteuren des Kapitalismus und unter diesen wiederum bei der Firma Blackrock liegt, der er ein eigenes Buch „gewidmet“ hat: Blackrock enteignen – Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht.