Auswege aus / Alternativen zum Neoliberalismus? – Regiowährungen

Die Diktatur des Monetariats - Auswege / Alternativen zum Neoliberalismus - Regiogeld
Die Diktatur des Monetariats - Auswege / Alternativen zum Neoliberalismus - Regiogeld; Sendung am 19.2.2025, 21:00 Uhr

Die Diktatur des Monetariats


Neoliberalismus kommt in vielfältigem Gewand daher, ebenso wie seine Auswirkungen, auch wenn alle diese Effekte nachgewiesenermaßen seit Jahrzehnten immer in dieselbe Richtung führen: Die Umverteilung von Vermögen und Einkommen von unten nach oben.

Globalisierung ist einer der Aspekte, die dem Nutzen der Menschheit dienen können oder eben zum Schaden der überwiegenden Mehrheit der Menschheit gereichen. Dank der Globalisierung ist heute die Ausbeutung von Menschen, die sich der Marktmacht von Reichen und Mächtigen (respektive deren Nationen) nicht entziehen können, auf ein bisher ungeahntes Niveau angestiegen. Darüber hinaus forciert die allein von Profitinteressen angetriebene Globalisierung auch Probleme wie Umweltverschmutzung und Klimawandel in exorbitantem Ausmaß. Jeden Tag laufen beispielsweise mehrere mit Schweröl angetriebene Dreckschleuder-Schiffe von China oder den USA aus, nur um Autos hierher zu bringen. Gleichzeitig verlässt etwa dieselbe Anzahl von Frachtern mit exakt derselben Ware Europa in Richtung dieser Länder. Ein ökologischer Wahnsinn! Wir essen Fleisch aus Südamerika, Knoblauch aus China oder Äpfel aus Südafrika, obwohl es all das bei uns auch gibt. Nicht einmal in Zeiten, in denen der Klimawandel in aller Munde ist, gibt es in der Politik Stimmen, die „NEIN!“ zu einem solchen Irrsinn sagen. Im Gegenteil, die Politik tut alles dafür, den internationalen Handel noch weiter auszuweiten, siehe das aus ökologischer Sicht katastrophale Mercosur-Abkommen.

„Wir sind eine Exportnation, also sind wir darauf angewiesen, zu exportieren und das lässt sich nur aufrechterhalten oder steigern, wenn wir gleichzeitig importieren“, lautet das gängige Argument von Christian Lindner bis hin zu Sahra Wagenknecht. Auf die Idee, mal über einen Umbau der Wirtschaft hin zu deutlich mehr Binnenmarktorientierung nachzudenken, kommt seltsamerweise keine(r) dieser Damen und Herren. Nur ja nicht an Althergebrachtem rütteln! Dabei läge dieser Schritt durchaus nahe, denn, solange Import und Export sich in der Waage halten, bleibt der Konsum selbst von der Werthöhe her ja derselbe, nur die teuren und unökologischen Transportwege würden entfallen.

Von „der Politik“ ist also ein Hinarbeiten auf eine Lösung nicht zu erwarten. Also liegt es wieder mal an uns selbst. Und wir hätten in gewissem Maße durchaus die Macht, über unseren Konsum und über unser Einkaufsverhalten, also was wir vor allem von wem kaufen, „den Markt“ mit seinen eigenen Waffen zu bekämpfen. Wenn ein Importeur von genmanipuliertem Soja trotz aller Handelsabkommen seine Ware hier nicht loswürde, dann würde er auf seinen Kosten sitzenbleiben und Verluste machen. Wer Verluste macht, wird ein solches Geschäft nicht mehr wiederholen … und das wirkt dann durch bis hin zu den Produzenten dieses Sojas, die dann womöglich weniger bis gar keinen Regenwald mehr roden, wenn ihre Absatzerwartungen sich nicht erfüllen.

Regionalisierung ist ein Trumpf in diesem Spiel und einer, der relativ leicht auszuspielen ist, nicht in allen Wirtschaftsbereichen, das ist klar, aber doch in sehr vielen. Und es gibt ein Instrumentarium, das sehr gut geeignet ist, eine Regionalisierung zu fördern und somit die negativen Auswirkungen der Globalisierung etwas abzumildern: Das Regiogeld.

Elke Mathe und Christian Gelleri, die Initiatoren und Betreiber der Regiowährung "Chiemgauer"
Elke Mathe und Christian Gelleri, die Initiatoren und Betreiber der Regiowährung „Chiemgauer“; (c) Privatsammlung

In dieser Sendung spreche ich mit zwei der Initiator*Innen und Betreiber*Innen der erfolgreichen Regionalwährung „Chiemgauer“ darüber, wie das Projekt entstanden ist, wie es heute läuft, woran es bei vielen anderen gescheiterten Projekten in Deutschland gehapert hat und natürlich über den Nutzen für die Stakeholder in der jeweiligen Region.

Außerdem stellen wir noch ein weiteres Projekt aus der Chiemgauer Provenienz vor, das Schule machen könnte, wenn sich nur genügende Kommunen / Landkreise beteiligen: Den „Klimabonus“.

Leider war die Sound-Qualität bei der Online-Aufnahme des Interviews etwas suboptimal mit wiederholten Verzerrungen und gelegentlichen Signalabbrüchen. Wir bitten diese Qualitätseinbuße zu entschuldigen.

Hier noch eine Videoempfehlung (Laufzeit etwa 30 Minuten) von Elke Mathe zum Einstieg ins Grundverständnis zum Sinn und Nutzen von Regiowährungen, auch wenn es darin auf den ersten Blick „nur“ um eine Geschichte von Michael Ende geht …

Natürlich gibt es auch wieder Musik, wir spielen Songs von sanft über bissig bis hart von Miriam Hanika, Dota Kehr und Goddessmusic.

Podcast-Version der Sendung „Die Diktatur des Monetariats – Auswege / Alternativen zum Neoliberalismus, Teil 6: Regiogeld“ vom 19.2.2025 (ohne Musik); Laufzeit: 47 Minuten, 5 Sekunden
Über Ulrich Seibert 57 Artikel
Redaktion "Die Diktatur des Monetariats"