
Die Diktatur des Monetariats
Eine Sendereihe von und mit Buchautor Ulrich Seibert
Sendung am Mittwoch, 16.4.2025 um 21:00 Uhr.
Wiederholungen: Do., 17.4., 06:00 Uhr und 15:00 Uhr (DAB+ und Livestream), Sa., 19.4., 20:00 Uhr und So., 20.4. um 11:00 Uhr (beide nur im Livestream)
Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) ist nicht neu. Immer wieder wird dieses Konzept diskutiert als ein Ausweg aus selbst in reichen Ländern grassierender Armut, als zivilisatorischer Akt, der allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht und Ausbeutung und Elend in diesem Land ein für allemal beendet. Das gewichtigste Argument pro BGE dürfte sein, dass eine Gesellschaft, die überwiegend auf Erwerbsarbeit basiert, kollabieren muss, wenn es nicht genug Erwerbsmöglichkeiten für alle gibt. Gerade in Zeiten, in denen die Technologie immer mehr Arbeiten übernimmt und diese schneller und vielfach billiger und zuverlässiger verrichtet als menschliche „Kollegen“ das vermögen und sogar die Kunst und die Produktion von Content heute vielfach von KI übernommen wird, bietet ausschließlich das Konzept des BGE eine akzeptable Lösung, das Konzept des Erwerbseinkommens auf die heutige Zeit und die Zukunft hin umzubauen.
BGE bedeutet, dass jede(r) unabhängig von Geschlecht, Alter, Religionszugehörigkeit, Vermögens- und Einkommensverhältnissen et cetera einen Betrag erhält, der ausreicht, um davon eine gesicherte Existenz oberhalb der Armutsgrenze sowie eine gewisse Teilhabe am gesellschaftlichen Leben finanzieren zu können, ohne von anderen Einkünften abhängig zu sein. Wäre das nicht geradezu paradiesisch? Jeder Mensch könnte sich auf die Aspekte des Lebens konzentrieren, die ihm wichtig sind, egal, ob das Kunst, Kultur oder die Interaktion mit Freunden und Familie ist. Man könnte sich um Kinder und Hilfsbedürftige kümmern, sich politisch oder gesellschaftlich engagieren, ohne befürchten zu müssen, dadurch seine Existenzgrundlage zu verlieren. Man hätte Zeit, zu leben, ohne das Leben im Hamsterrad an sich vorbeirauschen zu sehen. Niemand wäre mehr gezwungen, zu ausbeuterischen Löhnen oder miserablen Arbeitsbedingungen zu schuften, endlich würden Verhandlungen über Arbeitsverträge auf Augenhöhe anstatt aus einer Position der Abhängigkeit heraus stattfinden – womöglich ein Albtraum weniger sozial eingestellter Unternehmen.
Hätte solch ein System das Potenzial, die Auswirkungen des Neoliberalismus insbesondere für die sogenannten „kleinen Leute“ nicht nur stark abzumildern, sondern das neoliberale Grundprinzip der Umverteilung von unten nach oben womöglich sogar umzukehren und Neoliberalismus somit zu überwinden? Die Chancen dafür scheinen hervorragend zu sein, zumal eine Reihe prominenter neoliberaler Akteure die Idee eines BGE geradezu hervorragend findet, darunter sogar der „Vater“ des Neoliberalismus, Milton Friedman, höchstselbst, mit seinem Konzept einer negativen Einkommenssteuer. Auch Industrie- und Handels-Manager oder Tech-Milliardäre wie Elon Musk, sogar manch CDU-Politiker oder radikal-kapitalistischer Ökonom findet das Konzept gut. Also bitte, ran an den Speck!
Wenn es doch nur so einfach wäre … doch wenn linksorientierte Menschen, die eine Umverteilung von oben nach unten anstreben, und neoliberale Akteure, die bislang ausschließlich damit aufgefallen sind, Umverteilung von unten nach oben zu propagieren und/oder umzusetzen, Menschen also, die nichts lieber täten, als den Sozialstaat zu schleifen, bezüglich eines ökonomischen Konzepts derselben Meinung sind, dann ist da in jedem Fall allerhöchste Vorsicht geboten!
Wo die Probleme liegen und ob und gegebenenfalls wie diese überwunden werden können, bespreche ich mit meinem Studiogast, Reimund Acker, einem BGE-Experten aus Puchheim im Landkreis Fürstenfeldbruck.