Teil 4: Analysen von Dr. Gregor Gysi
Die Diktatur des Monetariats
Eine Sendereihe von und mit Buchautor Ulrich Seibert
Sendung am Mittwoch, 15.6.2022, 21:00 Uhr
Seit Jahren beobachten wir, dass Demokratien weltweit auf dem Rückzug sind, immer mehr autokratisch regierte Länder oder auch nur die Einschränkung als selbstverständlich erachteter Grundrechte wie Meinungs- oder Pressefreiheit selbst in europäischen Ländern geben ein leider eindeutiges Bild. Diese Entwicklung lässt sich auch objektiv belegen, der aus dem Redaktionsnetzwerk des „Economist“ stammende, seit 2006 jährlich aktualisierte Demokratie-Index gibt darüber auch quantitative Auskunft und die sieht nicht gut aus für das System der Demokratie.
Mit Verlaub … obwohl politische Entwicklungen niemals eineindeutig bestimmten Personen oder Gruppierungen zuordenbar sind, liegt der Verdacht durchaus nahe, dass diese Entwicklung zumindest auch eine Konsequenz des Neoliberalismus ist. Denn das Prinzip „Geld regiert die Welt“ wurde und wird in diesem Wirtschaftssystem mehr gefördert als in jedem anderen System. Nicht umsonst ist das Erreichen großer Marktmacht ein essenzielles Ziel der meisten neoliberalen Akteure.
Für den vierten und letzten Teil dieses Themenkomplexes hatte ich die große Ehre und das Vergnügen, einen Zeitzeugen interviewen zu dürfen, der wahrscheinlich so nah wie kein Zweiter an den Vorgängen zweier deutscher politischer und wirtschaftlicher Systeme dran war: Dr. Gregor Gysi von der Partei „Die LINKE“. Als „freier Anwalt“, der einerseits Mitglied der SED war, sich andererseits aber auch für Systemkritiker und Ausreisewillige einsetzte und schließlich als der letzte Parteivorsitzender der SED hatte er tiefe Einblicke in die Interna der DDR. Als Bundestagsabgeordneter, zeitweise als Vorsitzender und Bundestags-Fraktionsvorsitzender der LINKEN mischt er bis heute auch maßgeblich im wiedervereinigten Deutschland mit und nimmt mit Engagement und messerscharfen Analysen im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten einer Oppositionspartei Einfluss auf die Geschicke des Landes.
In der Frage, wie es um die Demokratie in der DDR und im heutigen Deutschland bestellt war bzw. ist, nimmt er, wie gewohnt, kein Blatt vor den Mund, auch nicht in Bezug auf den, vorsichtig gesagt, desolaten Zustand, in dem seine Partei sich momentan befindet.