Die Diktatur des Monetariats
Eine Sendereihe von und mit Buchautor Ulrich Seibert
Sendung am Mittwoch, 20.3.2024 um 21:00 Uhr.
Wiederholungen: Do., 21.3., 06:00 Uhr und 15:00 Uhr (DAB+ und Livestream), So., 24.3., 20:00 Uhr und Mo., 25.3. um 11:00 Uhr (beide nur im Livestream)
Als im Jahr 2007 das Buch „Die Schock-Strategie“ von Naomi Klein erschien, erregte das enormes Aufsehen. Auf 750 klein bedruckten Seite war detailliert aufgeführt, wie Schocks, seien es bewusst provozierte oder natürlich auftretende, systematisch genutzt wurden, um gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Rahmenbedingungen unverrückbar zugunsten neoliberaler Akteure zu verändern. Schocks wurden genutzt, um Fakten zu schaffen, über die anschließend nicht mehr diskutiert werden konnte. Dass dies unmöglich im Einklang mit demokratischen Grundsätzen und Grundwerten geschehen konnte, war den Agierenden einerlei, was zählte, waren ausschließlich Resultate. Millionen von Menschen haben dieses Buch gelesen, konkret verändert hat das Wissen über Verantwortliche und ihre Verbrechen … gar nichts. Es wurde niemand aus diesem erlauchten Kreis jemals angeklagt, geschweige denn verurteilt und geändert hat sich an dieser Praxis selbst eineinhalb Jahrzehnte nach Erscheinen dieses Standardwerks ebenso nichts.
In dieser Sendung geht es um die Schock-Doktrin, wie Naomi Klein sie beschrieben hat. Es werden zahlreiche Beispiele dafür angeführt, wie solche Schocks genutzt wurden und welche Ergebnisse diese Interventionen für neoliberale Akteure mit sich brachten. Darunter sprechen wir zum Beispiel über die Ereignisse um 9/11, den Putsch in Chile, die Auswirkungen des Hurrikans Katrina in New Orleans oder den Jugoslawien-Krieg 1999, anlässlich dem die NATO sich von einem Verteidigungsbündnis zu einem aktiven Interventionsbündnis wandelte – nebenbei gesagt, gegen jegliches geltende Völkerrecht, denn Serbien hatte niemanden überfallen und die NATO konnte sich auch nicht auf ein Mandat der UN oder des UN-Sicherheitsrates berufen. Wussten Sie übrigens, dass die weitaus überwiegende Zahl der NATO-Ziele gar keine militärischen Ziele waren, sondern Unternehmen? Und wiederum ausschließlich solche, die sich in staatlicher Hand befanden, während nicht ein einziges Unternehmen mit ausländischen Eigentümern und auch keines, das sich in privater Hand befunden hätte, getroffen wurde? Da fällt mir spontan ein Filmzitat ein: „Nur imperiale Sturmtruppen schießen so präzise.“ Ein gezielter Beschuss staatlich gelenkter Unternehmen, um einen angeblichen Völkermord zu verhindern? Zumal Tony Blair, seines Zeichens damals britischer Premierminister, nur wenige Monate zuvor in Davos die Privatisierung weiter Teile der serbischen Wirtschaft gefordert hatte. Versteht diese Logik irgendjemand?
Schocks können gezielt ausgenutzt werden, um Menschen dazu zu bringen, Maßnahmen zu akzeptieren, selbst solche, die massiv gegen ihre eigenen Interessen gerichtet sind, die sie ohne diese Schocks niemals akzeptiert hätten.
Bleibt die Frage, ob die Schock-Doktrin tatsächlich so eng mit dem System des Neoliberalismus verzahnt ist, wie die Lektüre des Buchs von Klein nahelegt. Ist es nicht vielmehr so, dass die Ausnutzung von Schocks einen Missbrauch von Macht darstellt? Und ist Machtmissbrauch nicht seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte ein Teil dieser Geschichte, präsent zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen? Ist Machtmissbrauch von daher also nicht eher mensch-immanent als system-immanent, wie Naomi Klein suggeriert? Und damit gar nicht zu verhindern?
Die Antwort auf diese Frage mag euch überraschen und ihr bekommt sie in der Sendung am 20. März um 21:00 Uhr, durch die euch Cathérine-Sophie Hauswirth und – wie immer – Ulrich Seibert führen.